Sonntag, 24. April 2011

Wunderland 26

„Nach der Vorstellung spazierten das Mädchen und ich durch den Park, es war warm, wir legten uns auf eine Wiese. Das Mädchen gab mir einen joint, und erklärte, daß es im Lager weder Umerzieher noch Aufseher gäbe, nur Inhaftierte, aber Inhaftierte sei
Colascione

nicht das richtige Wort. Man könnte, wann immer man wollte, das Lager verlassen, aber die Konsequenzen dieses Verlassens seien nicht klar. Es hieße, daß man, wenn man das Lager verlasse und untertauche, von den Faschisten aber aufgegriffen werde, in ein gewönliches Lager komme, was niemand wollte, so das Mädchen.

Ich fragte, wie das mit der Umerziehung ohne Umerzieher funktionieren sollte, und woher man überhaupt wüßte, daß das Ziel die Umerziehung sei. Die Fragen schienen das Mädchen zu irritieren, das im Übrigen hübsch war. Seit ihrer Ankunft hätten ihr alle gesagt, das Lager sei ein Umerziehungslager der Reform-Faschisten, niemand, sie miteingeschlossen, hätte das je hinterfragt. Wie aber eine Umerziehung ohne Umerzieher funktionieren sollte, hätte sie sich selbst schon gefragt - und warum sich die Faschisten das überhaupt antaten. Wenn sie schon ein Umerziehungslager errichteten, und Menschen in dieses verschleppten, warum keine Umerzieher? Wenn es aber - gegen den äußeren Anschein - sehr wohl Umerzieher geben sollte, so das Mädchen, also als Inhaftierte getarnte Spione, warum dann dieser Aufwand mit der Tarnung, wo doch jeder wüßte, daß er sich in einem Umerziehungslager der religiösen Faschisten befände?

Aber die Umerziehung könnte auch ohne Umerzieher funktionieren, erklärte das Mädchen. Hin und wieder würden einzelne Lagerbewohner Zertifikate erhalten, die sie für berechtigt erklärten, das Lager auf der Stelle zu verlassen. Daß manche die Zertifikate erhielten, und andere nicht, könnte man, so das Mädchen, als Hinweis auf das Eintreten eines Umerziehungs-Effektes interpretieren, der den Erhalt des Zertifikates zur Folge hätte. Im Übrigen drohten einem die Zertifikate für den Fall politischer Aktivitäten nach der Entlassung mit der Einweisung in die berüchtigte Anstalt -“, der Junge nannte einen Namen, ich habe ihn aber vergessen, „in Nord-Teheran. Allerdings sei der Zusammenhang zwischen dem Erhalt des Zertifikates und einem - den Erfolg der Umerziehung belegenden – Verhalten des Inhaftierten oft nicht ersichtlich. Immerhin, so das Mädchen, schienen dem Erhalt des Zertifikates häufig Äußerungen des Betroffenen vorauszugehen, die auf dessen Bekehrung schließen lassen könnten, resp. könnte man jene Äußerungen – oft aber nur im weitesten Sinn - als Bekehrung zum religiösen Faschismus interpretieren, also zur Religion Teherans.

'Auf der anderen Seite', sagte das Mädchen, 'müßten die religiösen Faschisten von jenen Äußerungen, die sie - mutmaßlich - als Ausdruck einer Bekehrung interpretieren, irgendwie erfahren, was aber doch wieder heißt, daß es Spione im Lager gibt. Oder sie verschicken die Zertifikate ganz willkürlich'.

Wir spazierten wieder durch den Park, der in Terrassen angelegt war, auf der höchsten wußte man nicht, ob man sich noch im Park befand oder in der Kanada-Landschaft. Mir war schwindlig. Im Lager, erklärte das Mädchen - mir war schwindlig und ich spürte eine Euphorie, ich wollte nach ihrer Hand greifen, tat es aber nicht -, im Lager, erklärte das Mädchen, hätte das Jahr drei Epochen‚ wir befänden uns in der ersten, Kirschblüte genannten. Jede Epoche hätte ein Thema, das aktuelle lautete Wege aus der Moderne. Der Betrieb im Lager war nämlich dem einer Universität nachempfunden. Es gab eine Unzahl Veranstaltungen - Seminare, Vorlesungen, Praktika, Privatissimma, aber auch praktische Projekte und Kurse, in denen man z.B. Instrumente lernen konnte, auch ganz ausgefallene, wie das Colascione, ein historisches Zupfinstrument aus Unteritalien, oder die Tromba marina, in den Deutschsprachigen Bergen auch Trumscheit oder Nonnengeige genannt. Wer wollte, konnte auch das Bauen dieser Instrumente erlernen, und ganz andere Dinge, wie Tontechnik, Töpfern, Tischlerei, die Kunst des Marionettentheaters; es gab eine Filmwerkstatt, die sie damals gerade aufbauten, später wurden dort die besten der international beachteten Teheraner Filme gemacht. Es gab Werkstätten für Kunsthandwerk, Kraftfahrzeugtechnik, Kalligraphie, eine Schule der Teheraner Dichtung, Zeitungen, Tanz-und Theaterwerkstätten, man konnte Malerei, Bildhauerei, Videokunst oder Fotografie studieren sowie diverse Sportarten.

Samstag, 15. Januar 2011

Warum wir über
den Islam nicht
reden können (9)

"DEN Islam gibt es nicht!" - und DIE Semmel schon gar nicht

Die Abwehrmechanismen, die das Reden über den Islam zu unterbinden versuchen, erschöpfen sich nicht in diversen Anwendungen des
Dodo-Prinzips. Am häufigsten werden kritische Äußerungen über den Islam – und seien sie noch so zart formuliert – mit der Formel „Den Islam gibt es nicht!“ gekontert. Wahrscheinlich der häufigste Satz in deutschsprachigen Islam-Debatten. "Den Islam gibt es nicht!" meint vordergründig, daß der Islam kein monolithisches Phänomen ist, daß es verschiedene Lesarten des Islams geben kann, daß Moslems in Bosnien einen „liberaleren Islam“ leben als jene in Saudi-Arabien usw.
Der Hinweis auf diese Selbstverständlichkeiten scheint die Ermahnung zu enthalten, nicht über „den Islam“ zu reden, da der Begriff Islam zu abstrakt, resp. zu allgemein sei – eine harmlose Ermahnung, möchte man meinen.
Es stellt sich aber die Frage, ob es in unserer Sprache überhaupt Begriffe gibt, auf die eine solche Formel nicht zutrifft. Denn mit demselben Recht - oder Unrecht -, mit dem ich sagen kann: „Den Islam gibt es nicht!“ kann ich natürlich auch sagen: „Das Fahrrad/ den Fisch/ die Frau/ die Demokratie usw. … gibt es nicht!“. So daß ich auch über alle diese Begriffe nicht reden dürfte - d.h. über überhaupt keinen Begriff. Mehr noch: Dieses Verbot müßte nicht bloß für Begriffe, sondern auch für konkrete Personen oder Gegenstände gelten – sodaß wir überhaupt aufhören müßten zu reden. Folge ich der Logik von "Den Islam gibt es nicht!" könnte ich auch über Freund Erwin und diese Semmel auf dem Teller nicht reden. Denn auch "den Erwin" gibt es nicht: In zehn Jahren wird "der Erwin" ein ganz anderer sein - ganz zu schweigen von "der Semmel" auf dem Teller.

Um der Absurdität solcher Konsequenzen zu entkommen, könnte ein Verteidiger der Formel "Den Islam gibt es nicht!" argumentieren, es ginge darum, über den Islam in differenzierter Weise zu reden. Man solle eben nicht über "den Islam" reden - das sei nicht konkret genug -, sondern zum Beispiel über den bosnischen Islam oder den saudiarabischen Islam. In diesem Fall würde sich allerdings die Frage stellen, ob die Einheiten „bosnischer Islam“ und „saudiarabischer Islam“ klein genug bzw. die Begriffe „bosnischer Islam“ und „saudiarabischer Islam“ konkret genug sind, um sinnvoll über sie reden zu können. Denn, wenn es "den Islam" nicht gibt, könnte es ja sein, daß es auch "den bosnischen" und "den saudiarabischen Islam" nicht gibt.

Entscheidender ist aber, daß wir über die Begriffe „bosnischer Islam“ und „saudiarabischer Islam“ überhaupt nichts sagen können, solange wir über „den Islam“ nichts wissen, d.h. solange wir nicht wissen, was diese beiden Varianten des Islams - neben ihrer Unterschiedlichkeit – gerade verbindet. Über „den Islam“ müßten wir also erst recht reden, also über jenen allgemeineren Begriff, der den spezielleren Begriffen „bosnischer“ und „saudiarabischer Islam“ zugrunde liegt – über genau jenen „den Islam“, den es angeblich nicht gibt.

Vertreter der Formel "Den Islam gibt es nicht!“ spechen im Übrigen unter bestimmten Umständen sehr wohl über "den Islam im allgemeinen". Wenn zum Beispiel in einem Online-Forum der Satz auftaucht: Der Islam hat ein grundsätzliches Problem mit Demokratie, weil Islam Unterwerfung (unter dem Willen Allahs) bedeutet – wohingegen Demokratie auf der Souverenität des Volkswillens gründet, wird früher oder später jemand antworten: „Den Islam gibt es nicht!“, um dann, in einem anderen posting, zu sagen: "Der Islam läßt sich auch liberal interpretieren“, oder „Der Islam ist eine tolerante Religion. Das hat sich während der islamischen Herrschaft über Spanien gezeigt.“ u.ä.
Diese hochselektive Anwendungspraxis weist „Den Islam gibt es nicht!“ als klassische Abwehrformel aus, die nur dann in Stellung gebracht wird, wenn es gilt, Kritik am Islam zu unterbinden – niemals, wenn „positive Aspekte des Islams“ zur Sprache kommen.

… hat nichts mit dem Islam zu tun

Genauso zielgerichtet – und für ihre Zielgerichtetheit blind - verfährt die andere Abwehrformel der Islam-Debatte: „Das hat doch mit dem Islam nichts zu tun!“. Auch sie kommt nur dann zum Einsatz, wenn es um "negative" bzw." als „negativ“ empfundene Aspekte des Islams geht. Etwa in Debatten über die Stellung der Frau. Die Stellung der Frau im Islam habe überhaupt nichts mit dem Islam zu tun, so ein gängiges „feministisches“ Argument, sehr wohl aber - und sehr viel - mit dem „Patriarchat“ (Interessant wäre an dieser Stelle der Einwand: "Das Patriarchat gibt es nicht!").
Und auch hier gilt, daß die Formel "Das hat ja mit dem Islam nichts zu tun!" ihre Gültigkeit in anderen, „positiven“ Zusammenhängen auf einmal verliert. Wenn man zum Beispiel vom mittelalterlichen Transfer antiken Wissens durch die „islamische Wissenschaft“ nach Europa spricht, hat dieser Transfer auf einmal alles mit dem Islam zu tun – und es würde niemandem einfallen zu sagen: "Das hat ja mit dem Islam nichts zu tun!".

Was aber verwundert. Nicht bloß, weil es sich hier um den Transfer antiken – und eben nicht „islamischen“ – Wissens handelt. Zu bezweifeln ist auch die Charakteriserung der Träger dieses Transfers als „islamisch“. Jemanden, wie den iranischen Philosophen und Naturwissenschaftler Zacharias Rases „islamisch“ zu nennen, ist genauso absurd, wie die Bezeichnung von Marx, Nietzsche oder Freud als „christliche Denker“. Rases war zwar Theist, aber kein Moslem. Er lehnte das Konzept der göttlichen Offenbarung gänzlich ab. Andere für diesen Zusammenhang wichtige Denker, wie etwa Avicenna oder Farabi, waren zwar Moslems - ob ihr Beitrag zum besagen Transfer antiken Wissens mit dem Islam zu tun hatte, darf aber bezweifelt werden. Beide versuchten (verzweifelt) die antike Philosophie mit den Lehren des Islams in Einklang zu bringen. Vergebens, wie der – in diesem Fall zu Recht - als islamisch zu bezeichnende Denker Ghazali in seiner Destructio philosophorum mit durchaus nachvollziehbaren Argumenten darlegt: In ihrem Bemühen die Lehren des Islams an die Philosophie der Griechen anzupassen, wären Avicenna, Farabi und die anderen „islamischen Philosophen“ vom Islam abgefallen.

Während sie also Phänomene, die tatsächlich nichts mit dem Islam zu tun haben - oder bei denen der Islam eher die Rolle eines Hindernisses gespielt hat, wie bei jenem Kulturtransfer - , mühelos dem Islam einverleiben, behaupten Vertreter der Formel „Das hat doch mit dem Islam nichts zu tun!“ auf der anderen Seite, die Stellung der Frau im Islam habe nichts mit dem Islam zu tun.
Von solchen Abwehrformeln geht gerade wegen ihrer Absurdität eine hypnotische Kraft aus, die für das Offensichtliche blind macht, das Denken vernebelt und den Diskurs über den Islam, wo sie ihn nicht gänzlich verunmöglicht, lahmlegt.

Die Notwendigkeit, über den Islam zu reden, bedarf keiner Begründung. Die Bedingungen der Unmöglichkeit dieses Redens zu analysieren, ist die Bedingung seiner Möglichkeit.

Ende

Sonntag, 9. Januar 2011


Warum wir über den Islam nicht reden können (8)


Dodo-Vogel (Raphus cucullatus), 1598 entdeckt, ausgerottet 1681

Religionsgleichheit: Alle haben gewonnen und alle sollen Preise erhalten

Religionsfreiheit hat die grundsätzliche Gleichheit aller religiösen Gemeinschaften vor dem Gesetz zur Voraussetzung – seit der Aufklärung ein Grundprinzip demokratisch verfasster Gesellschaften, das auch dort gilt, wo einzelne Staaten, wie z.B. England, eine bestimmte Religionsgemeinschaft institutionell bevorzugen. Ähnlich wie der Begriff Religionsfreiheit hat auch die Idee der Gleichheit aller Religionen (vor dem Gesetz) eine Wandlung durchlaufen, hin zu einer neuen, in der heutigen Debatte dominierenden Parallelbedeutung, die ich Religionsgleichheit nennen will: Die Vorstellung, daß man, wenn man so verschiedene Phänomene wie etwa den Voodoo-Kult oder den Zen-Buddhismus mit der einen Etikette "Religion" versieht, auch schon etwas über sie weiß: Daß sie nämlich alle „irgendwie gleich“ sind.

Im Dritten Kapitel von Alice im Wunderland findet auf Anregung des Dodo-Vogels ein Wettrennen statt, das sogenannte Caucus-Rennen.

Erst bezeichnete er die Bahn, eine Art Kreis, und dann wurde die ganze Gesellschaft hier und da auf der Bahn aufgestellt. Es wurde kein: „eins, zwei, drei, fort!“ gezählt, sondern sie fingen an zu laufen wenn es ihnen einfiel, hörten auf wie es ihnen einfiel, so daß es nicht leicht zu entscheiden war, wann das Rennen zu Ende war. Als sie jedoch ungefähr eine halbe Stunde gerannt waren, rief der Dodo plötzlich: „Das Rennen ist aus!“ und sie drängten sich um ihn, außer Atem, mit der Frage: „Aber wer hat gewonnen?“ Diese Frage konnte der Dodo nicht ohne tiefes Nachdenken beantworten … Endlich sprach er: „Jeder hat gewonnen, und alle sollen Preise haben.“ (4)

Gerade wer - wie die Teilnehmer am Caucus-Rennen über dessen Spielregeln - über einzelne zur Debatte stehende Religionen nichts weiß, weiß eines bestimmt: Daß alle Religionen gewonnen haben, und alle Preise verdienen. Eine Devise, die unter umgekehrten Vorzeichen ihre Gültigkeit noch verstärkt: Wenn eine Religion kritisiert wird, gebietet Religionsgleichheit, daß alle verloren haben und alle Schelte verdienen. In der beschriebenen Islam-Diskussion (siehe: Warum wir über Islam nicht reden können, 6.Teil) kam nach dem Auftritt des „Koranzitierers“ diese verkehrte Dodo-Regel umgehend zur Anwendung: Dem „Koranzitierer“ wurden nacheinander Karlheinz Deschners Kriminalgeschichte des Christentums, die Kreuzzüge und der Umstand entgegengehalten, daß auch die Bibel einen gewalttätigen und opferfordernden Gott kenne. Dieser Automatismus, der religionskritische Argumente verwendet, um Religionskritik im Keim zu ersticken, hat sich in der Islam-Debatte als wirksames Instrument zur Aufrechterhaltung unartikulierter Redeverbote bewährt.

Religionsgleichheit begegnet übrigens nicht nur in Diskussionsrunden und Online-Foren im Westen. Auch im islamischen Raum ist sie als unausgesprochenes Dogma weit verbreitet - etwa bei den „islamischen Neudenkern“ Irans, deren Hauptvertreter, Abdolkarim Sorush, gerne als „islamischer Luther“ bezeichnet wird - verbunden mit der Vorstellung, man könne den Islam (weil eben alle Religionen "irgendwie gleich" sind), genauso wie das Christentum, einer lutherischen Reformation unterziehen, um ihn mit der Moderne kompatibel zu machen.
Religionsgleichheit, aber manche sind gleicher

Bei genauerem Hinsehen scheint die verkehrte Dodo-Regel („Wird eine Religion gescholten, haben alle Religionen verloren“) aber ausschließlich für den Islam zu gelten. Umgekehrt würde es niemandem einfallen, jegliche Kritik am Christentum damit zu kontern, daß auch der Islam „verloren habe und Schelte verdiene“. Diese Sonderstellung, die der Islam vor allem in liberalen und „linken“ Debatten des Westens genießt, hat mit einer Art Beißhemmung zu tun. Man will – nicht zuletzt angesichts der Hetze gegen Menschen aus mehrheitlich moslemischen Ländern – nicht dem Eurozentrismus das Wort reden und überheblich scheinen, indem man die „eigene“ über die „fremde Kultur“ stellt. Das scheint nachvollziehbar. Wer will sich schon mit Figuren vom Schlage eines Berlusconi und seiner Aussage gemein machen, die „christlich-europäische Kultur“ sei der „islamischen“ überlegen. Problematisch dabei ist jedoch, daß nichtreligiöse Liberale und “Linke“ sich hier unversehens als „doch irgendwie christlich“ outen. Denn gäbe es keine Identifizierung mit dem Christentum, wäre die Sorge, den Eindruck der eigenen Überheblichkeit ausgerechnet dadurch zu erwecken, daß man in den Verdacht kommt, das Christentum als (dem Islam) überlegen darzustellen, gegenstandslos. Und: Abgesehen davon, daß in einem solchen Diskurs der Schonung eine gehörige Portion Geringschätzung mitschwingt („Ich schone Dich, weil Du schwach bist und die ganze Wahrheit nicht vertragen würdest“), stellt sich die Frage, inwieweit der moslemische Andere unserer Schonung überhaupt bedarf. Denn möglicherweise sitzen wir, die wir unseren eigenen unbewußten Glauben verleugnen, einem weiteren Mißverständnis auf, wenn wir - auf der anderen Seite - dem traditionellen Moslem eine umso lückenlosere Identifikation mit seinem Glauben zuschreiben. Wie Robert Pfaller (5) nachgewiesen hat, ist der direkte, unmittelbare Glaube kein traditionelles, sondern im Gegenteil ein modernes Phänomen. Wohingegen der traditionelle, vormoderne Gläubige, der die Möglichkeit hat, seinen Glauben - etwa durch Rituale - gewissermaßen aus sich auszulagern, diesen keineswegs als etwas unmittelbares erlebt.

wird fortgesetzt

(4) Lewis Caroll: Alice im Wunderland. Frankfurt am Main, 1998, S. 30
(5) Rober Pfaller: Die Illusionen der Anderen. Frankfurt am Main, 2002

Montag, 3. Januar 2011

Wunderland, 25





Der Bauhaus-Licht-Raum-Modulator (gebaut von László Moholy-Nagy)

"Als sie mir die Augenbinde abnahmen, war es schon dunkel. Sie hatten mich aus dem Auto gezerrt und auf eine Wiese gestellt. Ich war allein. Die Landschaft, in die sie mich hingestellt hatten, schien nicht mehr Teheran zu sein, und hätten die Menschen dort nicht die Sprache Teherans gesprochen, ich hätte geglaubt, ich sei in Kanada. Ich stand auf einer Wiese, vor mir eine Hügellandschaft, die teils aus kahlen Hügeln bestand, wie es sich bei Tageslicht herausstellen sollte, teils aus grünen, mit Tannen und Föhren. Ich drehte mich um, und sah, etwas tiefer, eine Ansammlung flacher Gebäude, die an die Campus von Universitäten erinnerte. Von dort her war eine Musik zu hören, oder mehrere Musiken, die ich nicht einordnen konnte. Weder handelte es sich um klassische noch um moderne westliche, noch um Musik aus Teheran. Zwischen den Gebäuden waren allerlei Lichter, als fände dort unten ein Fest statt. Ich schaute hinauf. Auch der Himmel war ein anderer als über Teheran, ich hatte Sterne am Himmel noch nie so leuchten gesehen, und im Licht der Sterne schienen sich die Lichter von unten zu spiegeln.


Von der Wiese führten Stufen zu einem Sportplatz hinunter, einem Basketballfeld, umgeben von niedrigen Häusern, Speise- und Schlafsäle, wie man mir später erklärte, und vom Sportplatz weitere Stufen zu einem  Asphaltweg, zwischen Föhren und Tannen, ich gelangte zu einer weiteren Wiese, in einem Park. Der Abend war lau. An den Bäumen hingen Glühbirnen und Laternen. Links von der Wiese war ein modernes Gebäude, ein Veranstaltungssaal, wie sie mir später erzählten - Amphitheater genannt. Auf der Wiese standen Klappstühle, auf denen Mädchen und Jungen saßen, die aussahen wie Mädchen und Jungen im Teheran der 70er Jahre, zum Teil wie Hippies, keinswegs wie religiöse Faschisten, die Atmosphäre war wie bei einem Happening, aber feierlich. Alle sprachen, und schauten zugleich, gebannt, auf einen leuchtenden Kubus, eine Art Leinwand, auf dem sich Formen und Farben im Rhythmus einer Musik ineinander verschoben.


Ich setzte mich. Irgendwann hatte sich ein Mädchen neben mich gesetzt, oder sie war schon dort, als ich mich hingesetzt hatte, was wahrscheinlicher ist, und ich hatte sie in der Halbdunkelheit nicht bemerkt. Was ist das - hier?, fragte ich. Das Mädchen, das meine Frage auf die Darbietung auf dem Kubus bezog, nahm einen Zettel zur Hand, und begann vorzulesen:


Reflektorische Farblichtspiele: Der von Kurt Schwerdtfeger, einem Bildhauer am Weimarer Bauhaus konstruierte Lichtspielapparat besteht aus einer Anzahl dimmbarer Scheinwerfer, Farbfiltern und Masken in geometrischen Grundformen. Masken und Filter werden vor die Scheinwerfer geschoben, welche ebenfalls auf einem Gestänge beweglich angebracht sind ...

- Und warum bist Du hier?


- Wegen Freud.


- Wegen Freud … ich wegen Marx.


- Und - was ist das hier überhaupt?

- Das? Ein Lager-Versuch.

- Ein Lager-Versuch?

- Lager-Versuch - wie es Schul-Versuche gibt. Ein Umerziehungslager. Aber ein besonderes. Wir haben Glück. Hier experimentieren die Reformer unter den religiösen Faschisten - sie nennen sich religiöse Avantgardisten - mit neuen, reformpädagogischen und ganzheitlichen Methoden der Umerziehung von großteils jungen, politisch irregeleiteten Menschen - wie du und ich. So dumm sind die religiösen Faschisten nämlich nicht, wie wir glauben.

Eh nicht, sagte ich. Oder hätte ich gesagt, hätten wir uns nicht auf Teheranisch unterhalten, sondern auf Deutsch, und hätte ich schon damals, den Provinz-Dialekt der Deutschsprachigen Berge gesprochen, wie jetzt."
wird fortgesetzt

Sonntag, 26. Dezember 2010

Warum wir über den Islam nicht reden können (7)

Wenn Gott tot ist, ist alles verboten

Hinter der entspannten Haltung des heutigen „Ungläubigen“ gegenüber der Religion steckt also Angst.


Marquis de La Fayette, Mitverfasser der Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte




Aber kann man sich vor etwas fürchten, woran man nicht glaubt? Gott, sagt Jaques Lacan, ist nicht tot, sondern unbewußt. Um Mißverständnisse zu vermeiden: Für den Psychoanalytiker - und Atheisten - Lacan ist Gott nichtsdestotrotz tot. „Gott ist unbewußt“ ist denn auch zusammen mit einer anderen Lacan’schen Formel zu lesen: „Wenn Gott tot ist, ist alles verboten“. Gottes Tod hat keineswegs zur Folge, daß nun – wie Dostojewski Iwan Karamasow sagen läßt – alles erlaubt wäre. Im Gegenteil. Der tote Gott lebt als Untoter in unserem Unbewußten und reguliert mit einer Fülle von Ge- und Verboten alle Lebenbereiche. Von der Politik über die Sexualität bis zur Ernährung. Und knechtet uns weit effektiver als es der „lebendige“ je vermochte.


Dieser unbewußte, untote Gott, der uns in das Korsett sexueller und politischer Korrektheiten zwängt, der uns gebietet, aus unseren Körpern schöne und schlanke Hochleistungsmaschinen zu machen - dieser selbe Gott verbietet es uns auch, ernsthaft (und ernsthaft ist ein anderer Name für kritisch) über Religion zu reden. Religionskritik, eines der Leitmotive der Moderne, erscheint in Zeiten religiöser Nonchalance als überholt.
Daß es so gekommen ist, hat nicht zuletzt mit einer eigentümlichen Dialektik der Aufklärung - der Wiege der modernen Religionskritik – zu tun. Die Absage der von den Aufklärern formulierten Religionskritik am Absolutheitsanspruch der Religion mündete nicht etwa in die Freiheit von Religion, sondern in sogenannte Religionsfreiheit.

Niemand soll wegen seinen Anschaungen, selbst religiöser Art, belangt werden, solange deren Äußerung nicht die […] öffentliche Ordnung stört,

heißt es in der Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte, verabschiedet von der französischen Nationalversammlung wenige Wochen nach dem Sturm auf die Bastille. Die Religionsfreiheit, die hier gemeint ist, ist die Freiheit des Einzelnen in religiösen Dingen, die selbstverständlich auch die Freiheit von Religion mit einschließt. Aber von Anfang an scheint im Begriff „Religionsfreiheit“ eine andere – dieser Vorstellung entgegengesetzte - Bedeutung mitzuschwingen: Religionsfreiheit nicht als Freiheit des Einzelnen gegenüber der Religion, sondern als die Freiheit der Religion gegenüber dem Einzelnen, als Anrecht der Religion (und das heißt spätestens seit der Aufklärung: aller möglichen religiösen Überzeugungen) nicht nur auf Toleranz, sondern auf Respekt, Anerkennung, Achtung. Und unmerklich scheint es hier in den letzten zweieinhalb Jahrhunderten zu einer Akzentverschiebung gekommen zu sein. Von ersterer zu zweiterer Bedeutung. Von hier aus – dem Anspruch aller möglichen religiösen Überzeugungen auf Anerkennung und Achtung - ist es nicht weit zu der heute vorherrschenden Tendenz, religiöse Überzeugungen aller Art, ohne Rücksicht darauf, ob und wie sehr sie zu den Grundlagen der Demokratie und der Menschenrechte im Widerspruch stehen mögen, sakrosankt zu stellen. Wenn Gott tot ist, ist jede Religion heilig.

Religionsfreiheit heute

Im April 2007 gab die deutsche Bundesregierung in Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage die Anzahl der Moslems in Deutschland mit rund 3,4 Millionen an. Als Moslems werden alle Migranten gezählt, die aus einem „mehrheitlich moslemischen Land“ stammen - bzw. alle deutschen Staatsbürger mit einem entsprechenden Migrationshintergrund. Die Existenz von aus „mehrheitlich moslemischen Ländern“ stammenden Anhängern anderer Religionen sowie nicht-religiöser Menschen wird in Deutschland also von Amts wegen verleugnet. In Österreich ist die Zähl-Praxis der Behörden nicht anders. Was dabei zusätzlich unter dem Tisch - und noch weit mehr ins Gewicht - fällt: Eine Untersuchung der Forschungsgruppe Weltanschaungen in Deutschland ergab, daß über 60% aller in Deutschland Lebenden, die sich selbst als „Moslems“ bezeichnen, in Wahrheit nicht religiös sind. Für diese Menschen hat die Selbstzuschreibung „moslemisch“ offenbar eine rein ethnisch-kulturelle Dimension. In etwa so, wie wenn ein norddeutscher Atheist von sich selbst sagen würde, er sei von seiner Arbeitsethik her „protestantisch“. Religionsfreiheit bedeutet heute, daß in Deutschland Lebende aus „mehrheitlich moslemischen Ländern“ auf der Ebene amtlicher Statistiken nicht die Freiheit besitzen, einer anderen Religion als dem Islam, oder gar keiner Religion, anzugehören - während sich die säkulare deutsche Bundesregierung die Freiheit nimmt, gleichsam stellvertretend für den Islam, Nicht-Moslems, die aus islamischen Ländern stammen, sowie nichtreligiöse „ethnisch-kulturelle“ Moslems zu islamisieren. Zwar auf der fiktiven Ebene der Statistik, aber mit handefsten, religionspolitischen Folgen - cuius regio, eius religio (3).

wird fortgesetzt




(3) Wes der Fürst, des der Glaub‘

Freitag, 17. Dezember 2010

Warum wir über den Islam nicht reden können (6) Das religiöse Empfinden der Nichtreligiösen





Jackson Pollock, Easter and the Totem

Ob sie ihr nun mit Toleranz, Respekt oder auch gleichgültig begegnen – heute scheinen „Ungläubige“ der Religion gegenüber eine entspannte Haltung einzunehmen. Religion wird als Teil der „kulturellen Tradition“ akzeptiert, und daß Nichtreligiöse Ostern oder Weihnachten feiern, oder sich kirchlich trauen lassen, wird als selbstverständlich empfunden. Religion, so scheint es, wird heute von den „Ungläubigen“ nicht als Feind angesehen - aber auch nicht ernst genommen. Der Schein trügt. Während einer Podiumsdiskussion, an der ich unlängst teilnahm, und bei der auch das Thema „Islam und Gewalt“ zur Sprache kam, meinte ein Teilnehmer aus dem Publikum, daß Moslems, die sich an den Koran orientierten, niemals Kriege führen oder Gewalt anwenden könnten. Daraufhin erhob sich ein anderer Teilnehmer und zitierte – ohne jeden weiteren Kommentar - mehrere Koranverse. Unter anderem diesen: Wahrlich in die Herzen der Ungläubigen werfe ich Schrecken. So haut ein auf ihre Hälse und haut ihnen jeden Finger ab. (Sure 8, Vers 12). Die Expertenrunde bestand, wie vermutlich auch der Großteil des Publikums, aus nicht (oder nicht ausgesprochen) religiösen Personen. Die Diskussion war denn auch von der geschilderten nonchalanten Haltung der Religion – hier dem Islam - gegenüber geprägt. Als die Koranverse zitiert wurden, änderte sich die Atmosphäre mit einem Schlag. Die Gelassenheit wich einem Gefühl des Unbehagens und einer seltsamen Anspannung, die sich dann in kritische bis feindselige Wortmeldungen gegen den „Koranzitierer“ entlud, der schließlich als Rassist beschimpft wurde. Offensichtlich hatte der „Koranzitierer“ - im präzisen Sinne des Wortes - ein Tabu verletzt. Nicht, indem er den Islam in ein schlechtes Licht gerückt hätte – er hatte ja bloß aus dem Koran zitiert. Vielmehr hatte er den Islam zu nahe - unzulässig nahe - an uns herangerückt. Was da in offene Aggression umschlug, war jene Tabu-Angst, die Angehörige archaischer Gesellschaften befällt, wenn sie sich in der Nähe eines heiligen und gefährlichen Bezirks wähnen. Dieselbe Tabu-Angst, die das „Ferkelbuch“, indem es Kindern von der alttestamentarischen Sintflut erzählte, bei der deutschen Familienministerin, Ursula von der Leyen, ausgelöst hatte. Die entspannte Haltung (post)moderner „Ungläubiger“ der Religion gegenüber ist Fassade. Dahinter steckt das genaue Gegenteil - nämlich Angst. Tabu-Angst. Man kann sich aber nicht vor etwas fürchten, woran man nicht glaubt. Gott, so der Psychoanalytiker - und Atheist - Jaques Lacan, ist nicht tot, sondern unbewußt.
wird fortgesetzt

Samstag, 11. Dezember 2010


Warum wir über
denIslam nicht
reden können(5)

Früher war der Sex tabu, heute die Religion, sagte Don Camillo





Im Gymnasium war ich als Nicht-Christ vom Religionsunterricht befreit. Dennoch besuchte ich regelmäßig den katholischen Unterricht Don Camillos, eines rundlichen Pfarrers, der seinen Spitznamen seiner Schlagfertigkeit und seiner Streitlust verdankte. Bei Don Camillo hatte jede Unterrichtstunde einen Titel, den er zu Stundenbeginn an die Tafel schrieb. Einmal trug die Stunde den Titel Früher war der Sex tabu, heute die Religion - und Don Camillo leitete sie mit den Worten ein: „Sie dürfen heute alles sein: Kommunist, Atheist, Anarchist, Sadist, Masochist – aber sagen Sie mal: Ich bin fromm!





Don Camillo hatte recht. Die Behauptung, daß Religion tabu sei, hat heute sogar noch mehr Berechtigung als damals, in den Achtziger Jahren, als er sie formulierte. Heute ist Religion allerdings in einem ganz anderen Sinn tabu als es Don Camillo im Sinn hatte. Tabu stammt aus dem Sprachraum Polynesiens und bedeutet "heilig" in einem spezifischen Sinn. Orte, Gegenstände oder Personen, die im Sinne des Tabus heilig sind, müssen streng gemieden werden. Von ihnen geht eine gefährliche Kraft aus. Diese Verknüpfung des Heiligen mit dem Unantastbaren, weil gefährlichen, kennen wir auch aus der christlichen Tradition und der Mythologie der Griechen. Als sich Zeus der sterblichen Semele in seinem vollen Glanz zeigt, verbrennt sie. Und der Auferstandene hält dem Johannesevangelium zufolge Maria Magdalena mit dem Ausruf „Berühr mich nicht!“ („Noli me tangere“) davon ab, ihn zu umarmen.



Eines Tages, sagte der Rabbi, ärgerte sich Gott so sehr über die Menschen, daß er beschloß , alles Leben auf der Erde zu vernichten. ‚Alles Leben?‘, fragte das Ferkel erschrocken, ‚alle Menschenbabys, alle Omas und alle Tiere?‘ ‚Ja, alles Leben‘, antwortete der Rabbi.



Aufgrund dieser Stelle machte der Indizierungsantrag des deutschen Familienmisteriums dem Ferkelbuch den Vorwurf des „Antisemitismus“, da es die jüdische Religion als „menschenverachtend, grausam und mitleidslos“ darstelle. Ursula von der Leyen, die - damalige – deutsche Familienministerin und ihr Familienmisterium zeigten hier exakt dasselbe Tabuverhalten wie die Angehörigen jener polynesischer Gesellschaften, in denen das bloße Aussprechen bestimmter Namen als Tabubruch gilt. Für diese Ministerin im Dienste eines säkularen Staates ist Religion – hier die jüdische – offensichtlich tabu - heilig und zugleich unantastbar. Sie und ihr Ministerium verhielten sich in der Ferkelbuch-Affäre so, als steckten in „der Religion“ tatsächlich gefährliche Kräfte, die beim bloßen Benennen bestimmter religiöser Inhalte freigesetzt werden könnten. Religion ist also heute tabu. Und das nicht nur für das deutsche Familienministerium. Wer heute ernsthaft über Religion redet, ist entweder religiöser Fundamentalist oder fundamentalistischer Religionskritiker. Weshalb man über Religion besser nicht reden sollte. Konsequenterweise forderte die Familienministerin das de-facto-Verbot eines Buches, weil es schlicht nacherzählt, was im Alten Testament (dort allerdings drastischer) über die Sintflut steht: „Ich will den Menschen … von der Fläche des Erdbodens auslöschen, vom Menschen bis zu den kriechenden Tieren, bis zu den Vögeln im Himmel“ (Genesis 6:7).



Demselben Tabu-Verhalten begegnen wir beim (Nicht-)Reden über den Islam. In Diskussionen über den Islam wird bekanntlich über alles mögliche geredet (Migranten, Deutschkenntnisse, Terrorismus), außer über den Islam. In jenen seltenen Fällen, wo jemand dieses Sprechverbot durchbricht und tatsächlich etwas über den Islam sagt - indem er zum Beispiel aus dem Koran zitiert – entsteht eine seltsam peinliche Atmosphäre, als hätte jemand ein obszönes Gehemnis verraten. In weiterer Folge wird dann dem Tabubrecher mitgeteilt, daß es "den"Islam gar nicht gebe, was die niemals ausgesprochene, aber umso wirksamere Konsquenz hat, daß man über diese nicht Existente auch nicht sprechen kann.



Zurück zum Ferkelbuch: Im März 2008 sprach die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien das Ferkelbuch vom Vorwurf des Antisemitismus frei, und lehnte dessen Indizierung ab. Da es ihr ausschließlich um Fragen der Jugendfährdung gehe, sei es des weiteren irrelevant - so die Bundesprüfstelle -, ob das Buch das religiöse Empfinden der Gläubigen verletze.

Was hier, wie in der gesamten Ferkelbuch-Debatte, ausgeklammert bleibt, ist der eigentliche- verborgene - Kern der Affäre: Die religiösen Empfindungen der Ungläubigen.

wird fortgesetzt