Sonntag, 21. April 2013

Zizek in Teheran (39)

Zum Sterben bin ich nicht nach Teheran. Nein.

Seit der Entlassung von der Polizeiambulanz koche ich. Täglich. Heute Rindfleisch mit Aprikosen und Pflaumen. In der Sprache Teherans: Noch unauprechlicher als der Name des Schriftstellers mit der Angst vor den Huren. Matriarchatophobie.

Ich weiß, ein Sprachspiel ist angebracht, LeserIn: Der Unaussprechliche ängstigt sich vor der Macht der Huren, vor den Huren der Macht aber nicht.

Ich will aber nicht (nicht jedes dahergelaufene Sprachspiel ist Literatur).

Freunde habe ich keine. In Teheran. Aber Genossen, Tisch-, die meine Kochkunst genießen. Heute: Rindfleich mit Aprikosen und Pflaumen. Zutaten für vier Personen, aber wir sind nur drei: Gelbe Linsen, die aber keine Linsen sind, sondern kleine geschälte Kichererbsen, halbiert, und haben zwar die Größe von Linsen, aber dicker und eine längere Kochzeit. Über Nacht eingeweicht, mußt Du sie noch einmal vorkochen, LeserIn. 20 bis 30 Minuten, wofür Du auch den Dampfdruckknopf nehmen darfst. Getrocknete Hülsenfrüchte solltest Du grundsätzlich in einer Schüssel waschen. Oben schwimmende Teile sind zu entfernen. Rindfleisch in 2x2 cm große – Aber! Das hier ist keine Pornographie, LeserIn. Wie gesagt. Und ein Kochbuch schon gar nicht.

Der Greißler ist ein anderer als der meiner Kindheit. Aber er stinkt. Den haargenau gleichen Gestank. Und will Konversation. Ich liebe die Supermärkte in Teheran. Je größer je lieber.

Er stinkt und erinnert an den Greißler, in Wien, in den Achtzehnhundertundachtzigern, mit dem dreckigen Lächeln der Emma unter dem Rock griff. Auch das, LeserIn, ist kein Porno, sondern Freud. Noch einmal. Auch das, LeserIn, ist kein Porno, sondern eine Fallgeschichte Sigmund Freuds. Entwurf einer Psychologie.

Er stinkt und sein Lächeln erinnert und ist nett. Zum Kotzen. An das Lächeln des Chefredakteurs des Sprachrohrs des Islamischen Führers. Noch einmal. An das Lächeln des Chefredaktuers des Völkischen Beobachters Teherans, das tiefste Sympathie erzwingt (nämlich das Lächeln), wie der Vergewaltiger earth shattering orgasms.

Erinnere Dich, LeserIn: Das sympathische Lächeln eines Franziskaners aus dem Süden Italiens. Macht den Nehru sympathisch.

wird fortgesetzt

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