Mittwoch, 23. Januar 2019

Zizek in Teheran (173)


Dachte, er hätte die Hand auf die neben ihm sitzende Narges gelegt
Unten angekommen
Setzte sich Narges
Auf den freien Sessel neben einem
Eher kleinen
Mir damals
Ebenso wie Narges
Unbekannten jungen Mann
Athletischer Typ
Fast bullig
Proletengesicht
Braunes lockiges Haar.
Und eine
Für Teheraner Verhältnisse
Viel zu braune Haut im Gesicht
Von dem ich gleich annahm
Daß er den Frauen gefällt
Und es weiß.

Ich war
Mit Verspätung
Angekommen
Wie gesagt
Und hatte
Am runden Tisch der Mittwochsrunde
Platz genommen
(Er war genau genommen oval)
Als ich ankam
War das Prologesicht
Gerade am Reden

Und als die Narges die Stufen vom oberen Stock
Der Cafeteria
Herunterkam
So daß ich
In Liebe fiel
Wie die Engländer sagen
Anders und besser gesagt
Kam es
Zur Liebe
Auf den ersten Blick
Auf den Hintern
Redete er weiter

Und als Narges
Sich neben ihm
Auf den Sessel setzte
Immer noch weiter.

Dabei hatte er beide Hände auf dem Tisch
Dann
Auf einmal
Die Linke
Nicht mehr
Ich dachte
Er hätte die Linke
Auf der
Neben ihm sitzenden
Narges
Ihren Rücken gelegt
Was ja
Zunächst tatsächlich der Fall gewesen sein mochte.

Weiter dachte ich nichts.
Was sollte ich auch denken.
Ich kannte damals
Weder die Narges
Noch den Proleten
Ich fing an
Mit dem Sessel zu schaukeln
Wie ich es in den Mittwochsrunden
Zu tun gewöhnt bin
Dabei rückt der Sessel ein Stück nach hinten
Und weil in der schönen Cafeteria des alten Teheraner Flughafens
Die Sessel keine durchgehenden Rückenlehnen haben
Sah ich
Auf einmal
Die Finger des Proleten
Wie sie auf der Jeans meiner Narges
(Meiner Narges – die ich ja gar noch nicht kannte!)
How shall I put it
Herumklopften.
D.h. er klopfte auf jenen Teil der Jeans meiner Narges
Die ihren Hintern
Bedeckte
Den ich gerade kennen- und lieben gelernt
Als dieser beschwingt
Und ach so beglückend
Die Stufen
Runtergehüpft war
Als würden die Finger
Des Proleten
An meiner Narges ihrer Hosentüre klopfen
Und
How shall I put it
Einlaß begehren
Und Einlaß sollte sie, die Narges
Sogleich Gewähren

Oder aber:
Die Finger des Proleten
Erlaubten es sich
Nach kurzem Anklopfen
An der Hosenhintertüre
(Oder: -hinterntüre)
Sogleich die Hose zu betreten
Um auf der Haut ihres Hinterns
Weiterzuklopfen
Zugleich redete er weiter
Und immer noch weiter.

Wenn ich übrigens Hosentüre sage
Oder Hosenhinterntüre
Meine ich
Nicht das
Was man meint
Wenn man in Graz zum Beispiel
Hosentürl
Sagt.
Sondern in diesem Fall war die Hose
Das Haus des Hinterns
Der Narges
Wie Heidegger sagt:
Sprache ist das Haus des Seins.
Die Proletenfinger klopften auf jenen Teil des hinteren Teils
Der – als Haus den Hintern der Narges beherbergenden – Hose
Der direkt ihren Hintern bedeckte
(Respektive das Höschen
Falls sie ein solches angehabt haben sollte).

Wobei ich Heidegger
Trotz der Deutschheit des Namens
Nicht
Wie du annehmen wirst
Aus einem jener
Illustren deutschen Bücher
Der Narges kenne
Sondern der Danesch
Hat ihn hin und wieder erwähnt.
Als ich einmal den Heidegger mit dem Hyde
Von
Dr. Jeckyll und Mr. Hyde
Verwechselte
Was mir
Sehr peinlich war
Lachte er
Und lobte mich.

Zurück zu meiner ersten Begegnung mit Narges
Auch als ich
Während ich mit dem Sessel schaukelte
Sah
Wie die Finger des Proleten
Du weißt schon, LeserIn
Dachte ich mir nichts
Was sollte ich auch denken
Ich nahm an
Der Prolet sei der Narges ihr Lover
Oder wie es unter den
Damals wie heute
Amerikasüchtigen Jungen Teherans hieß
Ihr BF
Sprich ihr boyfriend
Ich dachte also nichts
Weil ich nicht fähig war
Zu denken
Ich kochte und tobte
Vor Hass
Und vor Wut
Als wäre die Narges schon meine Frau
Oder Verlobte
Oder wie die
Damals wie heute
In Amerika verliebte
Teheraner Jugend
Gesagt haben würde
Mein GF
Will heißen girlfriend.

wird fortgesetzt

Donnerstag, 10. Januar 2019

Zizek in Teheran 172


"Wollte ich mich dem Kampf um die Befreiung Teherans von den Islamischen anschließen..."

Danesch erinnerte mich also
An Osymandias.
Und ich mich
An Will Parker
Mit dem ich mich
(Sobald ich den Danesch mit dem Osymandias identifiziert hatte)
Selbst identifizierte.
Obwohl Will Parker
Zu Beginn des Buches
Erst dreizehn war
Und ich damals achtzehn.

Wie Will sich dem Kampf
Um die Befreiung der Erde
Von den Tripods
Wollte ich mich dem Kampf um die Befreiung Teherans
Von den Islamischen
Anschließen.
Was dem Will sein Osymandias
War mir mein Danesch.

Auch wenn ich es immer vermied und vermeide
Unser Teheran
Zu sagen
Im Unterschied zu Danesch
Und seiner Mittwochsrunde.
Die ständig
Unser Teheran
Sagten
Und sagen
Genaugenommen
Unserteheran
Nicht
Unser Teheran
So wie es auf Papua-Neuguinea
Eine Sprache namens
Unserdeutsch
Gibt
Die wahrscheinlich einzige vom Deutschen abgeleitete Kreolsprache
(Ja, ja. Auch das weiß ich natürlich von Danesch).

Ich wollte mich also
Dem Kampf um die Befreiung von Teheran
Von den Islamischen
Anschließen
Wie sich Will in den Weißen Bergen dem Kampf
Um die Rettung der Erde.

Manche denken
Ich bin ein revolutionärer Romantiker.
Sie haben Recht.
Auch wenn die Romantik
Sich bald von der Revolution
Auf Narges verschob.

Jetzt muß ich den Moment
Unserer ersten Begegnung
Beschreiben.
Aber – warum eigentlich?
Warum ist der erste Moment der Liebe
So wichtig?

Weil dieser erste Moment
Die ganze Geschichte
der Liebe
In nuce
Enthält
Also
Wie in einer Nuß?
(Den Ausdruck In nuce und daß er In einer Nuß bedeutet
habe ich – natürlich – vom Danesch)

Oder:
Weil einem
In diesem ersten Moment
Alles über die Geliebte
Klar wird
Man aber
Den ganzen weiteren Verlauf seiner Liebegeschichte
Damit verbringt
Diese ganze Klarheit wieder zu beseitigen?
Alles das was einem
In disem allerersten Moment
Klar geworden ist
Wieder zu vergessen?

Bei einer dieser Mittwochsrunden
Ich kam ein wenig verspätet
War Narges
(Die ich noch nicht kannte)
Als ich ankam
Im oberen Stock
Der schönen Cafeteria
Am Klo
Nehme ich an

Ich saß so
Daß ich die Stiegen im Blick hatte
Da kam sie
Die Treppen
Vom oberen Stock
Zum unteren
Heruntergelaufen ...

Aber halt!
Wir waren gerade
Bei der Frage:
Warum ist der erste Moment der Liebe
So wichtig?

Sollte die erste
Der oben genannten Vermutungen
Zutreffen
Das Hinunterlaufen der Narges
Also die Geschichte unserer Liebe
In nuce
Dargestellt haben
Dann ging es
Und geht es
Mit unserer Liebe
Die ganze Zeit
Bergab
Trip trap trap.


Dieses Bergab
War und ist aber
Köstlich!
LeserIn
Damals auf der Treppe zumindest.

Ich meine
Dieses Hüpfen

Du verstehst nicht.

Dieses Rauf-
Und Runterhüpfen
Von der Narges
Ihrem
Hintern
Wie sie die Stiegen
Vom oberen
In den unteren Stock
Der Cafeteria
Im alten Teheraner Flughafen
Heruntergelaufen kam
Hat mich
Unendlich
Beglückt.

Genauer gesagt
Lag
In diesem
Hüpfen
Des Hinterns der Narges
Als ich sie
(Die Narges)
Respektive ihn
(Den Hintern)
Zum ersten Mal sah
Wie sie
(Respektive er)
Diese Treppen
Heruntergelaufen kamen
Etwas Beschwingtes.
Das beglückte mich.
Ich schäme mich.

Warum?

Weil die
Depperte
Entschuldige, LeserIn
Teheraner Kultur
Jede Kultur ist übrigens deppert
Entnehme ich
Wiederum
Einem der illustren
Deutschsprachigen Bücher
Der Narges
Mit dem Titel
Kultur und wie man sich davor schützt
Von Richard Schuberth
Nicht zu verwechseln mit dem Komponisten
Ohne h
Weil die
In diesen Dingen
Besonders depperte
Teheraner Kultur
Verlangt
Daß jener Moment
In dem du
Wie die Engländer sagen
in Liebe fällst
Und übrigens auch die Franzosen
Dass dieser erste Moment der Liebe immer mit den Augen zu tun haben muß.
Oder mit der Stimme
Schon die Haare findet die
Altehrwürdige
Teheraner Kultur
Nicht würdig
Das Objekt dieses ersten Moments der Liebe
Zu sein.

Andere Teile des Körpers
Als die Augen oder die Stimme
Welche die Kultur der Teheraner für würdig befnden würde
Das Objekt des ersten Moments der Liebe zu sein
Fallen mir jetzt
Beim bestem Willen nicht ein
Die Lippen vielleicht
Und in seltenen Ausnahmefällen die Finger
Der Hand.

Liebe auf den ersten Blick
Stellt sich die Kultur der Teheraner
Also als Blick auf den Blick vor
Oder als Blick auf die Stimme
(Was für ein Unsinn!
Blick auf die Stimme
Aber du weißt
Was ich meine)
Und nicht als
Liebe auf den ersten Blick
Auf das Haar
Und schon gar nicht
Als Liebe
Auf den ersten Blick
Auf den Hintern.

wird fortgesetzt