Dienstag, 29. Juli 2014

Zizek in Teheran (75)



Ja, sagt Hadi Fuladi. Kennst Du den You Tube-Kanal Webdriver Torso?

Er kenne ihn, ja. So wie vermutlich auch Du, LeserIn. Daher spare ich mir eine Erklärung - die ich Fuladi oder M2 in den Mund legen müßte - und verweise auf einen Artikel des SpiegelOnline:  

http://www.spiegel.de/netzwelt/web/webdriver-torso-geheimnis-um-80-000-youtube-clips-geloest-a-974241.html

Solltest Du diesen Text nicht online lesen, möge Dir der folgende Auszug aus dem Artikel genügen:

Wer lädt Zigtausende Videos auf YouTube hoch, auf denen nichts Spannenderes zu sehen ist als Farbflächen, untermalt von Pieptönen? Seit Wochen gehen Blogs und Nachrichtenseiten dem Geheimnis von "Webdriver Torso" nach.

[...]

Über 80.000 Videos listet derYouTube-Account von "Webdriver Torso" auf - und alle beinhalten ziemlich genau das Gleiche: eine elf Sekunden lange Abfolge von jeweils zehn Folien mit verschieden großen Vierecken in Rot und Blau. Sie erinnern vage an die minimale Kunst von Piet Mondrian, wäre da nicht die nervende Untermalung mit elektronischen Pieptönen, die fast klingt wie aus einem alten Internet-Modem. Keinerlei Hilfe bieten die Titel der Werke wie etwa "tmpz 5mCs", "tmpxNpWov" oder "tmp JODoF". Im September 2013 wurde das erste dieser Videos hochgeladen, an manchen Tagen kamen neue im Sekundentakt hinzu.

[...]


(SpiegelOnline, 10. Juni 2014)

Aber Fuladi geht es nicht um Webdriver Torso. Sondern – wir lassen ihn am besten selbst reden.

- Unter einem dieser Videos fand ich die Kommentare eines users, der sich Teheran_1260 nennt. Die "Kommentare" haben aber nichts mit Webdriver Torso und den Debatten über die Bedeutung und Herkunft der Videos zu tun, sondern ergeben einen langen, auf mehrere "Einzelkommentare" verteilten zusammenhängenden Text.

- 1260 ... kommt mir das nicht irgdnwie -

- Ich - habe es ausgedruckt. Hadi Fuladi reicht M2 mehrere A4-Blätter.

[...] Ich erinnere mich des Zeitpunktes noch genau; er fiel zusammen mit einer Anzahl schöner Spätherbsttage, an denen Morgens jedesmal starke Nebelbildung stattfand. In dieser Zeit traten die Zeichen der Verweiblichung an meinem Körper so stark hervor, daß ich mich der Erkenntnis des immanenten Zieles, auf welches die ganz Entwicklung hinsterbte nicht längre entziehen konnte. In den unmittelar vorausgegangenen Nächten wäre es vielleicht, wenn ich nicht noch der Regung männlichen Ehrgefühls folgend, meinen entschiedenen Willen entgegensetzen zu sollen geglaubt hätte, zu einer wirklichen Einziehung des männlichen Geschlechtsteils gekommen; so nahe war das betreffende Wunder der Vollendung. Jedenfalls war die Seelenwollust so stark geworden, daß ich selbst zunächst am Arm und an den Händen, später an den Beinen am Busen am Gesäß und an allen anderen Körperteilen den Eindruck eines weiblichen Körpes empfing.

Einige Tage fortgesetzter Beobachtung dieser Vorgänge genügten, um eine völlige Veränderung der Willensrichtung in mir herbeizuführen. Nunmehr wurde mir unzweifelhaft bewußt, daß die Weltordnung, die Entmannung gebieterisch verlange, mochte sie mir persönlich zusagen oder nicht, und daß mir daher aus Vernunftgründen gar nichts Anderes übrig bleibe, als mich mit dem Gedanken der Verwandlung in ein Weib zu befreunden.

Als weitere Folge der Entmannung konnte natürlich nur die Befruchtung durch Göttliche Strahlen zum Zwecke der Erschaffung neuer Menschen in Betracht kommen [...]

wird fortgesetzt 

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