Sonntag, 23. November 2014

Zizek in Teheran (83)


1984
- Ich war wegen der Schrift ... auf der Suche. Nach einem Analytiker. Sie kennen die Schrift, nicht wahr? Ich weiß es, widersprechen Sie nicht. Und daß Sie zu denen gehören.

Zu denen heißt wohl zur Opposition.Was meinst Du, LeserIn? Staatsfeind sozusagen.

Schöne Gute Nacht.

- Das spielt aber jetzt keine Rolle. Ich brauche Sie. Nicht in meiner Eigenschaft als Geheimpolizist, sondern gewisse Passagen der Schrift -

- machen Sie wahnsinnig. Ich weiß.

- Ich brauche Sie. Und warne Sie. Kommen Sie nicht mit: Es geht in der Psychoanalyse um Wahrheit, nicht um Heilung.

Ich muß an gewisse psychoanalytische Ordinationen in Teheran denken. Die bei jenen PsychoanalytikerInnen auf der Couch liegen, müssen die Wahrheit sagen, nichts als die Wahrheit. Und die im Sold des Wahrheitsministeriums stehen. Angeblich. Wahrheitsministerium nennen die Oppositionellen in Teheran das Informationsministerium, also den Geheimdienst. Orwell schau oba.

Nicht angeblich, sondern sicher, LeserIn. Denn wie erklären wir es uns, daß Teheran mittlerweile - nach Buenos Aires und Paris - die größte AnalytikerInnen-Dichte der Welt hat? Wo es doch in Teheran kein einziges, dem Institut für Steirische Psychoanalyse vergleichbares psychoanalytisches Institut gibt. Und ich in Teheran keinen einzigen Psychoanalytiker kenne, der seine Ausbildung außerhalb von Teheran absolviert hätte?

Ihm sage ich das nicht. Dem Obersten Geheimpolizisten. Von Teheran. Resp. Nehru. Resp. M2. Sondern Dir, LeserIn. Denn in Teheran pflege ich zu schweigen. Im Unterschied zu - in Graz.

Ich sage nur:

- Sie sind Moslem, oder?

wird fortgesetzt

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