Freitag, 22. April 2016

"Obama ist nicht schwarz" – oder wie es kam, daß die Mormonen 2011 keine Terroristen wurden (1)

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„Obama ist nicht schwarz“, behauptete die schwarze US-amerikanische Autorin Debra Dickerson, kurz nachdem dieser Anfang 2007 seine Präsidentschaftskandidatur bekannt gegeben hatte – und „Eine Mehrheit der Schwarzen“, sekundierte damals das deutsche Magazin DER SPIEGEL „scheint diese Meinung zu teilen. In einer aktuellen Umfrage der Washington Post unter Afro-Amerikanern unterstützen 60 Prozent die weiße Parteirivalin Obamas, Hillary Clinton. Obama selbst kam bei den Schwarzen dagegen nur auf 20 Prozent [...] Dieses Phänomen erklärt sich dadurch, daß in den USA [...] unter Schwarzen die Bezeichnung ‚schwarz’ nicht allein [die] Hautfarbe beschreibt. Sondern viel mehr: Kulturerbe, Herkunft, Philosophie, Sprache. Dickerson zieht die Linie glasklar: ‚Schwarz heißt in unserer politischen und sozialen Realität, daß jemand von westafrikanischen Sklaven abstammt.’“


Gute eineinhalb Jahre später berichtete Salon, das selbe Online-Magazin, in dem Dickerson Obama das „Schwarz-Sein“ abgesprochen hatte, über folgende Episode:



„Ein Mann fragt beim canvassing [von-Haus-zu-Haus-Gehen und um Stimmen werben, Anm. von mir] für Obama im westlichen Pennsylvania eine Hausfrau, welchen Kandidaten sie wählen würde. Sie brüllt ins Haus, um es herauszufinden. Der Mann im Inneren des Hauses brüllt zurück: „we’re voting for the nigger (Wir wählen den nigger)!“. Woraufhin sich die Hausfrau dem Stimmenwerber zuwendet - und die Aussage ihres Mannes in aller Ruhe wiederholt.“



Jenen beiden Rassisten, der Hausfrau und ihrem Mann, ist es herzlich egal, ob Obama von westafrikanischen Sklaven abstammt oder nicht. Der Sohn einer weißen US-amerikanischen Mutter und eines kenianischen Vaters, ist für sie genauso ein nigger wie ein aus Nigeria eingewanderter Taxifahrer, auch wenn sie – aus welchen Gründen auch immer – bereit sind, einen solchen nigger diesmal zum Präsidenten zu wählen.



Dieser brutalen, gleichmacherischen und fremdbestimmten Identifizierung des „nigger ist nigger versucht Debra Dickersens Rede von „Schwarz heißt, daß jemand von westafrikanischen Sklaven abstammt“ eine „selbstbestimmte“ Identifizierung entgegenzusetzen, indem sie sich und „ihr eigenes Kollektiv“ als Nachfahren westafrikanischer Sklaven zu identifizieren versucht. Oder anders: Dickersen setzt der Identifizierung durch den Feind eine „selbstbestimmte“ Identität entgegen.



Erstaunlicherweise - und entgegen der vom Spiegel zitierten Umfrage - stimmten am 4. November 2008 nicht 20 sondern 95 Proznet aller schwarzen Wähler für Obama, einschließlich jener schwarzen Wähler, die wie Debra Dickersen ihre Identität auf ihre Abstammung von westafrikanischen Sklaven gründen. Zwar dürften jene „Westafrikaner“ Obama selbstverständlich nicht nur aufgrund seines Schwarz-Seins (oder trotz seines angeblichen „Nicht-Schwarz-Seins“) gewählt haben, wir sind aber dennoch mit dem seltsamen Befund konfrontiert, daß am 4. November 2008 nicht die Identität als Nachfahre westafrikanischer Sklaven ausschlaggebend gewesen ist, sondern die „gleichmacherische“ Identifizierung durch den rassistischen Feind - die zwischen Obama und den „Westafrikanern“ keinen Unterschied macht.



wird fortgesetzt

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