Dienstag, 25. Februar 2014

Warum uns Psychotherapie nicht weiterhilft - Plädoyer für Psychoanalyse (1)


Beginnen wir mit einer fiktiven Geschichte. Eine junge Architektin, verheiratet, erfolgreich, Mutter einer Tochter, begibt sich in psychiatrische Behandlung. Sie leidet an Panikattacken, ohne (für sie) erkennbaren Grund. Ihr Psychiater beginnt eine medikamentöse Behandlung, verbunden mit „klärenden Gesprächen“. Die Behandlung wird nach eineinhalb Jahren unterbrochen, da die Patientin aus beruflichen Gründen ins Ausland geht. 
In der letzten Sitzung vor dem Umzug gibt sie an, die Panikattacken „gut im Griff“ zu haben, und äußert den Wunsch, die Psychopharmaka bald abzusetzen. Ihr Psychiater empfiehlt ihr, auch im neuen Wohnort einen Facharzt aufzusuchen.

Zwei Jahre später kehrt die Patientin – auch diesmal aus beruflichen Gründen – an ihren Heimatort zurück, und meldet sich wieder bei ihrem ehemaligen Psychiater. An Panikattacken leide sie nicht mehr, die Medikamente habe sie „in Eigenregie“ abgesetzt - die Symptome seien nicht wiedergekehrt. Nun aber habe sie den Wunsch nach einer Psychoanalyse (ihr „alter“ Psychiater arbeitet auch als Psychoanalytiker). Sie durchlebe gerade eine „Partnerkrise“, gleichzeitig mit einer „beruflichen Identitätskrise“, beides sehe sie „auch als Chance“, beides würde sie sich gerne „mithilfe der Psychoanalyse anschauen“.

Unser Psychiater weist auf  den Konflikt zwischen seiner (früheren) Rolle als medikamentenverordnender Arzt und seiner Rolle als Psychoanalytiker hin – willigt aber schließlich ein, die Patientin in Psychoanalyse zu nehmen.

Bald fällt auf, daß die Analysandin fast immer zu spät zu den Sitzungen kommt. Diese beginnen häufig mit zwanzig-, dreißig, sogar vierzigminütiger Verspätung. Unserem Analytiker erscheint dies umso erstaunlicher, als die Patientin während der Phase der psychiatrischen Behandlung stets pünktlich erschienen war.

Seine Versuche das Problem, das eine Fortsetzung der Analyse ernsthaft gefährdet, auch nur zu benennen, scheitern aber am massiven Widerstand der Patientin.

Sie kenne ihr „Zeitproblem“, das ihre Freundinnen regelmäßig zur Weißglut bringe, habe es in einer früheren Therapie - einer Gesprächstherapie - „durchanalysiert“, und wolle sich nicht immer wieder damit konfrontieren. Für sie sei ihr Unpünktlichsein ein Stück Freiheit, das sie sich nicht nehmen lasse, so sei ihr Lebensstil, sie sei bereit den Preis dafür zu bezahlen - und basta.

wird fortgesetzt

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