Mittwoch, 19. Februar 2014

Zizek in Teheran (70)



- Trotz seiner Großzügigkeit/Hilfsbereitschaft, oder gerade wegen, glaubt Mickey, daß ihn der Vater der wohlhabend-weltoffenen Familie verachtet.

- Nun zum politisch-essayistischen Teil: In der ursprünglichen Version hatten sich - in Nachahmung des Romans Lebens-Ansichten des Kater Murr (1822) des Dichters E.T.A. Hoffmann - Passagen, in denen die Geschichte Mickeys erzählt wird und die sogenannten Lebens-Ansichten eines ebenfalls Mickey genannten Teheraner Katers abgewechselt.

- Die Lebens-Ansichten des Kater Mickey drehen sich um einen Begriff: Teheranismus.

- Teheranismus, wie ihn Kater Mickey versteht, ist die teils bewußte, teils latente Tendenz der Teheranisten (i.e. der Experten für Teheranistik) in Nicht-Teheran - zumal in Amerika und Europa -, Teheran als

Hort des Despotismus, der Barbarei und der Finsternis

zu präsentieren, und Nicht-Teheran - gerade dadurch und im Gegensatz dazu - als

Ort der Zivilisation und des Lichts.

- Die Entwicklung des Teheranismus hat, folgen wir den Ansichten des Kater Mickey, mit der geheimen (noch heute in Nicht-Teheran kaum beachteten, ja geradezu unbekannten)

Teheran-Expedition Napoleons

begonnen. Im Gefolge jenes Feldzugs hätten, so der Kater, tausende Wissenschaftler aus Paris Teheran überschwemmt - und vermessen.

- Zitat: „Zoologen, Ethnologen, Archäologen, Linguisten zeichneten ein ‚wissenschaftliches Bild’ von den eroberten Teheranern und ihrem Land...“ Und: „Die Teheranistik hat Teheran und den Teheraner zum Objekt der Wissenschaft gemacht – jedoch nie zum Subjekt“.

- Später verwarf der Übersetzer die Idee, seine essayistisch-politischen Gedanken als Lebens-Ansichten eines Katers zu präsentieren.

- Denn im Gewand von Lebens-Ansichten eines Katers laufen politisch- essayistische Gedanken Gefahr, als Parodie aufgefaßt zu werden. Nichts lag dem Übersetzer aber ferner.

wird fortgesetzt

Keine Kommentare: