Montag, 1. August 2016

Zizek in Teheran (132)




Und er beginnt
Während dieses gemessenen Tanzes zu erzählen
D.h. die Szenen jenes Lebensfilmes zu schildern.

Der aber offenbar weder sein
Noch überhaupt ein Lebensfilm ist, LeserIn.
Sondern Nehru scheint
Stationen
Oder Episoden
Aus der jüngeren Geschichte Teherans -

Aber lassen wir ihn selbst.

Er spricht mit geschlossenen Augen
Als sei er in Trance
Und würde die Szenen
Die er an jenem Nachmittag
Im Haus des Vergessens
Der Bibliothek der in der Sprache Teherans verfaßten Bücher
Des Internats Islamischer Mädchen
Gesehen
Respektive erlebt hat
Jetzt mit geschlossenen Augen
Wieder erleben

Und schildert uns
Der Schirin und mir
Jene Szenen
Wie man Blinden einen Film
Zu schildern versucht.

„Im Foyer
Eines Kinos
Eines Jugendstilkinos
Die Kassa
Und hinter der Kassa
Eine rundliche Frau mittleren Alters.
Kennt Ihr den?
Gehen zwei Idioten ins Kino
Hinter der Kassa
Sitzt eine Dicke
Sagt der eine Idiot zu dem anderen
Wie kommt denn die Dicke durch das Loch da in der Glasscheibe
In die Kassa?

Du bist ein Idiot
Sagt der andere.
Die hat man als Baby da reingesteckt.
Damit sie dort aufwächst.

Am 19. August 1978 wurde ein Brandanschlag.“

Der Nehru sagt eigentlich
Brand-An-Schlag
Und sein Kopf
Zuckt
Auf einmal
Statt wie vorhin
Wie eine indische Tänzerin
Zu wackeln.

Und seine Stimme klingt
Auf einmal
Ein wenig
Roboterhaft
Oder
Wie ein Mischung aus einer Radio-
Und einer
Roboterstimme.

„Wurde ein
Brand-An-Schlag
Auf das
Cinema Rex
In Abadan
Im Süden von Teheran
Verübt
Bei dem 430 Personen zu Tode kamen.

Die hohe Anzahl der bei dem Brand getöteten
Löste gewaltige Proteste
In Abadan
Und später in ganz Teheran aus.
Die islamischen Revolutionäre behaupteten
Der Anschlag sei
Vom Geheimdienst des Kaisers
Verübt worden.“

wird fortgesetzt

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