Donnerstag, 28. Februar 2019

Zizek in Teheran 177


Ihrem Sitznachbarn mit einem forschenden Blick ins Gesicht schauen
Du willst
Jetzt!
Endlich!
Wissen
Was es mit diesen
Mutterkult-Exzessen
Auf sich haben mag
LeserIn?
Na gut.

Diese Sprünge
So daß ich dir
Immer was schuldig bleibe
LeserIn
Sind übrigens ...
Ich weiß nicht
Wem oder was diese
Sprünge geschuldet sein mögen
Der Demenz
Oder der literarischen Verspieltheit
Wobei ...
Bin ich Literat?
Ich bin Gefängnis-Sozialarbeiter
Im Habitat
Literat ist der Analytiker
Ich hingegen weiß gar nicht
Woher ich
Daß der Analytiker Literat ist
Überhaupt weiß
Und warum mir
Ausgerechnet jetzt der Analytiker einfällt
Er wird mir das doch nicht
Falls ich bei ihm überhaupt
Auf der Couch gelegen sein sollte
Wird er mir das doch nicht
Gesagt haben?
Analytiker sind
Analytiker
Das weiß ich immerhin
Und keine Plaudertaschen
Oder?
Wenn überhaupt
Spielt sich
Diese meine literarische Verspieltheit
Lediglich in meinem Kopf ab.
Das heißt:
Du LeserIn
Existierst lediglich
In meinem Kopf.

Zurück zu den Mutterkultepisoden
Ich sagte:
(Das weiß ich
Demenz hin oder her
Noch genau)
Ich sagte:
Ich weiß, was das alles bedeutet.
Daß
(In dem feinen Haus in der unfeinen Gasse)
Die rechts von mir Sitzenden
Nacheinander Ihrem Sitznachbarn links
Respektive Sitznachbarin
Ins Gesicht schauen
Mit einem forschenden Blick
Woraufhin der oder die
Angeschaute
In sich geht
Und mit einem
Zucken
Auf einmal den Kopf dreht
Und dann ihrer- oder seinerseits dem linken Sitznachbarn ins Gesicht schaut
Mit dem gleichen forschenden Blick
Mit dem sie oder er
Von dem Sitznachbarn rechts von ihr oder ihm
Angeschaut worden ist.
Usf.

Rechts von mir sitzt
Ein kleiner Dicker
Teheraner sind niemals dick
Sagt meine
Halbdeutsche
Narges
Der hier aber schon
Hat eine angehende Glatze
Und Krawatte und Anzug
Bin schon nervös
Weil er mir gleich ins Gesicht schauen wird
Zwar bin ich gründlich und gut vorbereitet
Aber dieses Überspannte
Enthusiastisch-
Exaltierte
Liegt mir sowas von nicht.
Der Dicke zuckt jetzt
Hört aber mit dem Zucken nicht auf
Sondern zuckt
Und zuckt
Und während er zuckt
Steht er auf
Und stellt sich
In die Mitte des aus Stühlen
Gebildeten Kreises
Auf dem großen Teheraner Teppich
Allmählich
Geht das Zucken
In ein Wackeln über
Des runden Kopfes
Dann in ein langsames
Immer
Langsameres
Wiegen
Des Kopfes
Mit Glatze
Jetzt schließt er
Die Augen
Und wirkt
Ekstatisch
Mutter
Murmelt er
Unverständlich
Und leise
Dann laut und langsam
Mutter!
Die Silben gedehnt
Ist offensichtlich in Trance
Komm Mutter!
Sagt der Dicke
Langsam und laut
Erscheine
Erlöse uns
Mutter

Es gibt keinen Gott
Murmelt der modisch Gekleidete Junge
Vis à vis von mir
Alle wiegen wir
Den Kopf
Und haben die Augen geschlossen
Es gibt keinen Gott
Es gibt keinen Gott
Es gibt keinen Gott
Außer Mutter
Erscheine
O Gott!
Erscheine
O Gott!
Erscheine
Erlöse uns
Mutter!
wird fortgesetzt

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