Donnerstag, 23. Januar 2014

Zizek in Teheran (66)


... und indem sich die Impulse den Gefängnisarzt,

erstens, zu umarmen 

und, zweitens, den Gefängnisarzt zu würgen,

überschlagen, wie Ereignisse, bin ich gelähmt. Bleibe sitzen. Und schweige. 

„Und weil es ihn ärgerte, wie die JurorInnen zu ihrer Entscheidung gekommen waren, beschloß er, selbst einen grottenschlechten, jedoch politisch korrekten Text zu verfassen, über die sexuelle Unzufriedenheit einer Teheraner Frau aus der Sicht einer Teheraner Frau, und ihn einzureichen. Weil der nächste Teheraner Literaturwettbewerb aber erst eineinhalb Jahre, der nächste Teheraner Drehbuchwettbewerb schon eine halbes Jahr später stattfinden sollte, beschloß er (er sei in jungen Jahren äußerst ungeduldig gewesen), statt eines grottenschlechten, politisch korrekten literarischen Textes, ein grottenschlechtes, politisch korrektes Drehbuch zu schreiben - über die sexuelle Unzufriedenheit einer Teheraner Frau aus der Sicht einer Teheraner Frau, und ihn beim Drehbuchwettbewerb einzureichen. Aber wie schreibt man ein Drehbuch?

Damals war in Teheran der Film

Der Teheraner Postmann (1971)

in aller Munde - nicht zu verwechseln mit

The Postman Always Rings Twice (1981)

und auch nicht mit

Il Postone (1994).

Der Teheraner Postmann handelt von der sexuellen Unzufriedenheit einer Teheraner Frau - aus der Sicht ihres Teheraner Mannes. Des Postmanns. Der die Ursache ihrer sexuellen Unzufriedenheit bildet. Er ist impotent. Sie leben auf dem Lande.“

Somit sind wir bei Ihrem Problem, müßte ich sagen - ich meine die Impotenz, LeserIn, nicht das Leben auf dem Lande.

„Der Übersetzer, der sich nicht sonderlich für das Kino interessierte, besorgte sich das Drehbuch des Postmanns, ich weiß nicht woher, und schrieb es um. Von politisch nicht ganz auf politisch ganz korrekt, woraus sich die Grottenschlechtigkeit von selbst ergab.“

Im Originaldrehbuch lebt und arbeitet der Postmann auf dem Lande, neben seinem Job bei der Post, für einen schweineproduzierenden Gutsherrn. Die Schweine sind von einer Seuche bedroht, die der Tierarzt, ein heilpraktizierender Scharlatan und Alternativmediziner, zu bekämpfen versucht. Natürlich ohne Erfolg. Auch die Impotenz des Teheraner Postmanns will der Tierarzt und heilpraktizierende Alternativmediziner natürlich kurieren (natürlich, LeserIn, heißt hier: auf natürlichem Wege, und nicht selbstverständlich), mit Kräutern, und natürlich ohne Erfolg.

Der Neffe und Erbe des Großgrundbesitzers, ein Ingenieur, und jung, kehrt aus dem deutschsprachigen Ausland, wo er studiert hat, zurück - mit einer deutschsprachigen Drallen, in einer Szene mit nacktem Oberkörper zu sehenden - und will (der Neffe, LeserIn, nicht die deutschsprachige Dralle) die Schweineproduktion seines Onkels auf Rinder umstellen. Aus Rücksicht auf die Teheraner Kultur, wie er sagt. Das Rücksichtnehmen auf fremde Kulturen habe er im deutschsprachigen Ausland gelernt.

Der Ingenieur beginnt eine Affäre mit der sexuell unzufriedenen Teheraner Frau des Teheraner Postmanns, welche mitunter freizügig gekleidet, nicht aber mit nacktem Oberkörper zu sehen ist, wie die Deutschsprachige, dennoch aber, oder gerade deshalb, scheint ihr der Ingenieur den Vorzug zu geben. Sie beginnen also eine Affäre, von der der Postmann Wind bekommt - versuch Dir das bildlich vorzustellen, LeserIn: Der Postmann bekommt - Wind. Der alte Gutsherr will Schweine produzieren, der junge Rinder und das Liebespaar, das die sexuell unzufriedene Teheraner Frau mit dem Ingenieur bildet, produziert: Wind. Welchen dann der Teheraner Postman (ab)bekommt.

wird fortgesetzt

Keine Kommentare: