Samstag, 14. September 2013

Warum uns Israel erregt (6)



Eine Lektüreempfehlung 

Alles das kam mir in den Sinn – Allahdad, Cordoba,  Granada, Al-Hussaini, Plan D, Deir Yassin, die neuen Historiker – , dichtgedrängt, wie der Lebensfilm im Angesicht des Todes – während  mir U. seine Theorie der Entstehung jener Unfähigkeit meiner Vorstellungskraft auseinanderlegte. Als er fertig war, berichtete ich ihm von der Suchbewegung, die der Distinguierte und The Zionist Story bei mir ausgelöst hatten, und von deren Ergebnissen, wissend, daß U. das alles natürlich wußte.

Was ich ihm nicht erzählte: Ich hatte, kurz nach Ansicht von The Zionist Story, den Distinguierten zufällig auf der Straße getroffen, und ihm in einer Offenheit, die mich selbst überraschte (Iraner sind bekanntlich Weltmeister in Höflichkeit) mitgeteilt, was ich von The Zionist Story hielt. Und daß die Behauptung, Juden und Moslems hätten „seit den Anfängen des Islams in beispielloser Harmonie“ zusammengelebt, schlicht gelogen sei.

Der Distinguierte hatte, zum ersten Mal seit ich ihn kannte, ganz undistinguiert reagiert. Hatte laut, auffallend schnell, und sehr lange gesprochen (auch er verfügt über ein enzyklopädisches Wissen, oder glaubt es zumindest), es gäbe "von Haus aus aggressive Völker", sagte er, "Du, als Psychoanalytiker, solltest Dich damit befassen". Dann kam er auf das Volk der Khasaren zu sprechen, einem zentralasiatischen Turkvolk, das den Iran im frühen Mittelalter wiederholt überfallen hätte – und jüdischen Glaubens gewesen sei. Seither habe ich ihn nicht mehr gesehen.

Beim Abschied drückte mir U. ein Buch in die Hand - Max Horkheimers und Theodor W. Adornos Dialektik der Aufklärung - „Schau mal in das Antisemitismus-Kapitel hinein.“ Ich kannte das Buch. Hatte es einmal gelesen, einer Freundin geborgt – und nicht mehr zurückerhalten. An den Inhalt konnte ich mich kaum mehr erinnern.

wird fortgesetzt

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