Montag, 24. März 2014

Zizek in Teheran (71)


Postcolonial Studies

- Denn als Lebens-Ansichten eines Katers laufen politisch-essayistische Gedanken Gefahr, als Parodie aufgefaßt zu werden. Nichts lag dem Übersetzer aber ferner.

- Er eliminierte die Lebens-Ansichten des Katers. Dennoch gelang es ihm, auch ohne den Kater im Text seine Lebens-Ansichten über den

Teheranismus

im Text unterzubringen. Wie willst Du wissen? Aber das - bitte später.

Der Mickey-Text und das Konzept des Teheranismus übte in Teheran, und noch mehr als in Teheran im westlichen Nicht-Teheran, einen fundamentalen Einfluß aus - auf

sog. Linke,
Intellektuelle,
Literar- und
Kulturwissenschafter,
Polit-
und
Geschichtswissenschafter,
FeministInnen.

Und spielte bei der Gründung der Wissenschaft des

Postkolonialismus

eine - um nicht zu sagen d i e entscheidende Rolle.

Zwar schrieben sich die Islamischen vor und nach der Revolution die

Teheranismus-Thesen

des Übersetzers auf ihre Fahnen. Wegen seinen Fernsehserien und Kinofilmen sperrten sie ihn aber ein - nicht ohne Spiel-, Schreib- und Regieverbot.

Tagut

bezeichnet im Islamischen die dritte Stufe des Irrtums. Hingegen

Jagut

die erste und

Nagut

die zweite. Während der

Jaguti

an das Gute glaubt, aber das Schlechte tut, der

Naguti

an das Schlechte glaubt, und es auch tut, glaubt der

Taguti

an das Schlechte, tut es - und oktroyiert es auch noch den anderen auf.

Unmittelbar nach dem Sieg der Islamischen wurde der Übersetzer also eingesperrt - inkl. Spiel-, Schreib- und Regieverbot. Als hätte er im Gefängnis spielen und Regie führen können. Andererseits: Ist alles mögliche möglich. Zumal in Teheran(s Gefängnissen).

Du fragst, warum die Islamischen, als hätten sie nichts dringlicheres zu tun, unmittelbar nach dem Sieg ihrer Revolution den Übersetzer mit einem Spiel-, Schreib- und Regieverbot belegen mußten. Was hatte er anderes getan, als das politisch nicht ganz korrekte Drehbuch von Der Teheraner Postmann in das politisch ganz korrekte von Von Menschen, Tieren und Kräutern umzuschreiben?

Über den Zusammenhang zwischen dem politisch Korrekten und dem Islamischen könnte man tatsächlich räsonieren – Du z.B. könntest ein Traktat darüber verfassen, während der Gefängnisarzt hier, auf der Couch, den ich längst nicht mehr würge, die Geschichte weitererzählt.

Oder: Während ich - während der Gefängnisarzt auf der Couch liegt - die Geschichte weitererzählt. Hörst Du? Während ich, hier, die Geschichte weitererzählt.

Ich - die Geschichte – erzählt. Nein? Rimbaud? Nein?

wird fortgesetzt

P.S.: Das Islamische wird hier als Hauptwort verwendet. Genauso wie das Politisch Korrekte. Sofort sagt das Politisch Korrekte: D a s Islamische gibt es nicht! Nein. Ich ist ein anderer, d a s Islamische sind in Wahrheit v i e l e. Das liberale Islamische, und das friedliche, und bosnische und das reformerische und überhaupt. Ist, das Islamische zu sagen, essentialistisch – und politisch unkorrekt. 

Und? Was lernen wir? Je mehr desto nichts.

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