„In Wahrheit
sind wir in Teheran alle
UmstürzlerInnen ...
“
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Es gibt aber
Abgesehen von der
Narges und der Angst
Eingesperrt
Oder
hingerichtet zu werden
Oder
vergewaltigt
Einen anderen
Grund
Warum ich
Geheimagent der
Islamischen
Republik Teheran bin.
Ich bin
Umstürzler
Ein
Mit der Sprache
Teherans zu sprechen
Barandas.
Nicht, daß du
glaubst
Das sei jetzt weltbewegend
LeserIn
In Teheran
sind alle Barandas
Also UmstürzlerInnen.
Das weiß aber
nur ich.
Alle anderen Teheraner
glauben nämlich
Es gäbe in
Teheran
Zum einen Umstürzler
Zum anderen aber
auch Bewahrer
Also
AnhängerInnen und GegnerInnen des
Regimes.
Und unter den
AnhängerInnen
Des Regimes
Wiederum zwei
Fraktionen
Die
Prinzipalisten
und die
Ad nauseam erwähnten
Reformfaschisten.
In Wahrheit
sind wir hier in Teheran alle
UmstürzlerInnen
Die Frage
Ob er Umstürzler
sei
Würde jeder Teheraner
Bejahen
Wenn er sicher
wäre
Daß du, der du
ihn fragst
Kein Bewahrer
bist
Also Anhänger
des Regimes.
Diese Ungewissheit
Nährt die
falsche Annahme
Um nicht zu
sagen den
Aberglauben
Es gäbe in
Teheran real existierende AnhängerInnen des Regimes.
Für sich im
Stillen würde sich
Niemand
Gott bewahre
Als Bewahrer
Bezeichnen
Also als
Anhänger
Dieses Regimes.
Nur glaubt
jeder
Nein
Muß jeder
glauben:
Die Bewahrer
sind immer die anderen
(Nicht alle anderen natürlich
Sondern einige
dieser anderen)
Von sich weiß
er ja
Daß er kein
Bewahrer ist.
Weil aber niemand
In das Herz
seiner
Nebenmenschen
Hineinschauen
kann
Weder in
Teheran
Noch draußen
in der Welt
Verhält es
sich mit den TeheranerInnen
Und ihrem
Glauben
An die Real-Existenz
der AnhängerInnen
Dieses Regimes
Wie mit den DorfbewohnerInnen
In der nun folgenden
Geschichte
(Die ich wieder
einem jener
Illustren
Deutschen Kinderbücher
Meiner Narges verdanke
Die ich
Um Deutsch zu
lernen
Eifrig
studiere):
Romeo und Julia auf dem Dorfe wollen heiraten.
Weil sie aber arm sind wie die Kirchenmäuse in einer kantonalen evangelisch-reformierten
Kirche, wenden sie sich an ihre Freunde: Jeder soll zur Hochzeit eine Flasche
Wein mitbringen und am Haustor in ein großes Fass schütten. Als sie alle
versammelt sind (jetzt hätte ich fast – Freud schau oba – versemmelt geschrieben) und auf das
Wohl des Brautpaares anstoßen wollen, versteinern sich ihre Mienen. In den
Gläsern ist bloß Wasser.
Es ist klar, was
passiert ist
LeserIn?
Nicht?
Jeder hatte geglaubt
Er sei der einzige
Der Wasser (statt
Wein)
In das Fass
schütten würde
In Wahrheit
hatten alle
Wasser (statt
Wein) in das Fass
Geschüttet.
Weniger klar
Scheint jedoch
bei genauer Betrachtung
Auch mir
Der Zusammenhang zwischen dieser Parabel
Oder Metapher
Oder was immer
es sein mag
Und der weit
verbreiteten
Falschen Annahme
Aller TeheranerInnen
(Außer mir)
Es gäbe
In Teheran
Neben
UmstürzlerInnen
Auch noch
einige
(Mehr oder
weniger wenige)
AnhängerInnen
Der
Islamischen Republik.
In der Dorfparabel
von Romeo und Julia
Glaubt jeder
Er sei der einzige
Der Wasser
statt Wein
In das Fass schüttet
Hingegen in Teheran
niemand glaubt
Daß er der
einzige Umstürzler sei
Wohl aber
glaubt jeder Umstürzler
Es gäbe
Neben den vielen
UmstürzlerInnen
Wie ihn
Zehn bis
fünfzehn Prozent
AnhängerInnen
des Regimes.
Und:
In der Wasser-statt-Wein-Geschichte
auf dem Dorfe
Symbolisiert das
Wasser
Wie soll ich
sagen
Den Mangel
Um nicht zu
sagen
Schlechthin
das Schlechte
Hingegen das Umstürzlertum
in der Islamischen Republik
Das Gute schlechthin ist.
Um nicht zu
sagen die Rettung.
Es gibt
übrigens
In dieser Geschichte
Ein anderes Problem
Es wird
nämlich gar nicht gesagt
Welche Weinsorte
Die Gäste
Mitbringen
sollen
Nicht
auszudenken
Was passiert
wäre
Wenn die Gäste
Oder ein Teil
der Gäste
Je
verschiedene Weinsorten in das Fass geschüttet hätten
Weil aber dieses
Problem
Mit der Frage ihrer
Eignung als Metapher
Oder Parabel
Oder wie immer
das heißen mag
Für den
falschen Glauben
An die
Existenz von AnhängerInnen des Regimes
In Teheran
In keinem erkennbaren
Zusammenhang steht
Wollen wir uns
nicht länger damit aufhalten.
Das Problem
ist nun
Daß außer mir
Niemand weiß
Daß das Regime
Einzig und
allein wegen eben dieses Aberglaubens
Fortbesteht
Sollte eine
genügend große Anzahl von TeheranerInnen
(Es müßte gar
nicht die Mehrheit sein
Sagen wir
zwanzig von achtzig
Millionen)
Die Falschheit
der Annahme durchschauen
Daß es in
Teheran real existierende AnhängerInnen dieses Regimes gibt
Würde dieses
sofort baden gehen
Wie man
(Wie der
Analytiker zu sagen pflegt)
In Graz
Zu sagen pflegt
Wie der Analytiker zu sagen
pflegt?
Wie – wie der Analytiker zu sagen pflegt?
Bin ich dem
Analytiker denn je begegnet?
Weiß ja nicht
einmal
Ob er
existiert
Das heißt
existieren wird er
Ein
Hirngespinst des Übersetzers wird er schon nicht sein
Obwohl ich
manchmal ...
Aber ich kenne
ihn doch den Analytiker
Ich meine
Nicht bloß aus
den Erzählungen des Übersetzers
Und aufgrund jener
geheimdienstlichen Nachforschungen
Sondern
Es ist
Als wäre ich
... Als würde ich ...
Ihn kennen
Oder aber ...
Was?
Oder aber ...
Er ist kein
Hirngespinst des Übersetzers
Sondern ein Hirngespinst
Von mir.
wird fortgesetzt
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