Freitag, 5. April 2013

Zizek in Teheran (37)

Sie sind entlassen, sagt Nehru.

Die Hände der Snack. Scheinen die Luft zusammenzukehren. Und in den Himmel hinauf. Sie nickt. Sie lächelt. Sie strahlt. Alles hat den Charakter einer Aufforderung. Die Snack ist (erstens) begeistert und ihre Begeisterung will sie (zweitens) auf mich übertragen.

Sie sind entlassen, sagt Nehru.

Und der Mord?

Die Andeutung einer Verbeugung und Nehru und sein Rattenschwanz verlassen den Raum. Wie sie gekommen sind. Im Gänesmarsch. Und der Gefängnisarzt? Er wendet mir im Vorbeigehen sein Gesicht zu. Welches mir dämlich vorkommt. Und mysteriös. Dämlich: Von Haus aus. Mysteriös aber als islamisch-humanistischer Geheimpolizist im Kontext dieses Warteraums einer Polizeiambulanz.

Die Snack nähert sich. Mit der Bar. Gerade, daß sie nicht tanzt. Vor Freude. Daß sie mich los ist? Weiß schon, LeserIn. Sie freut sich für mich. Wegen der Entlassung.

Kommen Sie!

In einem Nebenraum (halbdunkel) entnimmt sie einer Lade der mobilen Bar einen Schlüssel und befreit mich, während sie fortfährt zu nicken, zu lächeln und zu strahlen, von den Handschellen. Um die Heiterkeit zu befördern, sage ich: Soll ich ein Revers unterschreiben?

Unverzüglich wird das Nicken und Lächeln und Strahlen eingestellt.

Männer kennen das, LeserIn: Die Frau scherzt und kein Ende – wehe aber, wenn Du zurückscherzst, Schluß-mit-lustig. In der, ohne das Lächeln und Strahlen der Snack, noch halbdunkleren Halbdunkelheit legt sie mir eine Augendbinde an. Daß man mich vom Internat Islamischer Mädchen mit verbundenen Augen hierher transportiert hat, in einem Kleinbus vermutlich, hatte ich nicht gesagt, LeserIn?


Ingeborg an den Analytiker

Du entkommst der Liebe nicht. Flüchte nur.

Karl ist traurig. Aber trägt es mit Fassung. Er hätte es kommen sehen, ich sei schonunglos, bla bla. Recht hat er. Das habe ich von Dir. Karl ist egal. Daß Männer, die ich fertig habe, weiterexistieren, ist unerträglich. Ich müßte schonungloser sein. Wahrhaft schonunglos. Ob ich zu „meinem Analytiker“ zurück will, will er wissen. Ich sage, ich liebe ihn nicht.

Das folgende ist nicht für Dich!

Ist es nischt gefähr-e-lisch in Teheran, T.? Isch vermisse Disch.

E-Hast Du kaine E-Angst? Daß sie Disch ver-e-haften und ver-e-horen und ver-e-foltern und ver-e-gewaltigen? Toten? Du e-hast Dir e-nie ein Belatt vor dem E-Mund ge-o-nommen, T.

Gelaubst, Du gehorst nach Teheran? U-Nur, e-weil Du ein T. bist? In Teheran bist Du ver-o-loren. Komm tusuruck.

Koch fur misch.

E-Ingeborg

wird fortgesetzt

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