„Nur Mut“,
sagte Namwar, nachdem er mich begrüßt, geküßt und geherzt hatte, was mir in
Gegenwart seiner Sekretärin peinlich war, „Wir
machen das schon“, mir fiel die Farbe des belgischen Biers auf, bei dem es sich
um ein Lambic handelte, ein Krischbier, dem nach der ersten Spontangärung
Schwarzkirschen zugesetzt werden, die eine zweite Gärung bewirken, erklärte Namwar. Das ist Himbeersaft, dachte ich, und kein Bier, aber sagte nichts.
Namwar
wußte über alles bescheid: Die Kommission, der Yogalehrer, und die streng nach der Kleiderordnung
Gekleitdete, die mich über das islamische Gebet befragt hatte. Die
Sache mit dem T-Shirt und der Trainingshose, und meinen Einfall, daß es sich um
eines der T-Shirts bzw. der Trainingshosen gehandelt haben könnte, die 1974 die
Studentinnen getragen hatten, erzählte er, als wäre er der Prüfling, und als
wäre es sein Einfall gewesen, über den er übrigens herzlich lachte, und nicht
meiner, er war überhaupt ein herzlicher Mensch. „Wir
machen das schon“, sagte er, und griff zum Hörer, um sich mit dem
Rektor der Technischen Universität verbinden zu lassen, einem Freund und
Studienkollegen, den man aber am Vortag abgesetzt und als Agenten des Zionismus verhaftet hatte, oder hatten sie ihn umgekehrt abgesetzt, nachdem er als Agent verhaftet
worden war? Namwar irritierte die Nachricht jedenfalls sehr, er schickte mich heim,
und bestellte mich für anderntags wieder.
Auf dem Heimweg
fühlte ich mich euphorisch und frei, als hätte ich nicht ein Bier
getrunken, sondern drei, zuhause war ich müde und schlapp.
Frühmorgens
wachte ich mit Kopfschmerzen auf, ging aber wie vereinbart zu Namwar, der sich,
um mir das Studium der Architektur zu ermöglichen, mit einer
Reihe von Personen und Institutionen in Kontakt gesetzt hatte. Aber es war
nicht gelungen. Nun war er in Sorge, daß auch seine
Karriere, da sie seinen Freund, den Rektor, festgesetzt hatten, gefährdet sein
könnte, wenn nicht sein Leben. Die Sekretärin servierte das belgische Bier, ob
ich mir vorstellen könne, als Bewährungshelfer im Gefängnis zu arbeiten, ich
lehnte das Bier unter Hinweis auf meine starken Kopfschmerzen ab.
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