Um dem Führer zu helfen, sich ernsthafter und öfter mit
den Angelegenheiten der Republik zu befassen, hat sein Bruder, M2, zwei grundsätzliche
Strategien. Mal verfolgt er die eine. Mal die andere.
Mal malt er Katastrophen an die Wand. Von der Verstärkung
des Sanktionsregimes der
Amerikaner
bis zum Zerfall des Vielvölkerstaates Teheran in viele
Einzel-Teherans - nach einer Militärintervention der Amerikaner. Bis zu
seinem Tod hatte ihr Vater, K, der verblichene Führer, versucht (wollen wir ihn,
K2 nennen, um ihn vom
Republiksgründer K1 zu unterscheiden)
die Amerikaner vom zivieln Charakter des Teheraner Nuklearprogramms zu
überzeugen. Aber leider, leider und so weiter.
Mal versucht er, indem er seinem Bruder einen Gefallen erweist, ihn dazu zu
bewegen, daß im Gegenzug er (M1) ihm (M2), einen Gefallen erweist, indem
er sich – Du hast es erraten, LeserIn - ernsthafter und öfter mit den Angelegenheiten
der Republik befaßt.
Letzteres ist im Moment der Fall. M2 versucht M1 einen
Gefallen zu tun. Genau genommen, versucht er, die Folgen seines Versuchs,
seinem Bruder, dem Führer der Islamischen Republik sowie des Ersten Teheraner Heimorgelorchesters, einen
Gefallen zu tun – wie sagt man in Graz –, auszubügeln.
Kompliziert. Aber es wird komplizierter.
Ich habe vergessen zu sagen: Das Erste Teheraner Heimorgelorchester ist zwar nicht sehr bekannt,
gänzlich unbekannt aber auch wieder nicht. Im Internet kursieren zahlreiche Musikclips.
Du magst fragen, wie M1, der junge Führer der Republik, seine Mitgliedschaft im
Ersten Teheraner Heimorgelorchester
geheim zu halten vermag. Denn daß der Führer der Islamischen Republik in der
Öffentlichkeit als Führer einer Synth-Pop-Band mit gesellschaftskritischen und
– zurückhaltend formuliert – anstößigen Texten in Erscheinung tritt, ist nicht
opportun. Das wird Dir einleuchten.
Die Antwort ist denkbar banal: M1 benützt einen
Gesichtsschleier, um sein Gesicht zu verschleiern. Wie Frauen der Küstengebiete
im Süden von Teheran. Er tritt also in der Öffentlichkeit als Frau in Erscheinung. Das heißt also nicht. In Erscheinung.
Und hier, nicht bei dem (Nicht-)In-Erscheinung-Treten von
M1, als Frau, sondern hier bei den Texten des Ersten Teheraner Heimorgelorchesters kommt M2 ins Spiel. Mit seinem Versuch, M1 einen Gefallen
zu tun, resp. mit seinem Versuch, die Folgen seines Versuchs, seinem Bruder
einen Gefallen zu tun, auszubügeln.
M1 und das Erste
Teheraner Heimorgelorchester suchen nämlich einen neuen Texter. Nicht wegen
des gesellschaftskritischen und, zurückhaltend formuliert, anstößigen
Charakters der bisherigen Texte. Gegen den gesellschaftskritischen und,
zurückhaltend formuliert, anstößigen Charakter der Texte hat M1 - im Gegensatz
zu seinem staatstragenden Bruder - überhaupt nichts. Er stört sich aber an der Qualität.
D.h. am Nichtvorhandensein. Derselben.
Viel
ärger drán
Als
Tehe-rán
Ist
Isfa-hán
An jedem
zweiten
K-rán
Dort hängt
Ein jugendlicher
Delinquent
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