Sonntag, 12. April 2015

Vögeln ist schön – warum wir aber nicht fliegen (7)



Die Existenz hunderttausender Kinderehen, das aus dem sozialen und dem Altersunterschied resultierende Machtgefälle sowie die (zumindest gesetzlich vorhandene) Möglichkeit der Polygamie – alles das erscheint als Reinszenierung der Position des Urvaters. Der Verknüpfung von Lust und Herrschaft in der Urhorde.

Polygamie und die durch Geld und dem oft extremen Altersunterschied vermittelte Machtposition des Ehemanns sind natürlich nicht nur für die Zeitehe charakteristisch, sondern häufig auch für die (iranische Version der) islamischen Standard-Ehe. Auch wenn im Iran die Polygamie vorwiegend im Rahmen der Zeitehe, kaum mehr im Rahmen der Standard-Ehe praktiziert werden dürfte. Wie auch immer - solche Phänomene stoßen in weiten Teilen der iranischen Gesellschaft auf Ablehnung, mögen sie im Rahmen der Zeit- oder der Standard-Ehe vorkommen.

Offen bleibt die oben gestellte Frage, warum dem so ist. Warum die Menschen die Lust, die ihnen eine Institution wie die der Zeitehe anbietet, ablehnen. Und warum sich, wie hinzugefügt werden muß, der Kreis der „Verweigerer“ keineswegs auf den Kreis der Opfer dieser Institution beschränkt, also nicht auf den Kreis der unmittelbar betroffenen Frauen.

Wir haben die triebbefreiende Funktion der Zeitehe als Reproduktion der Position des Urvaters in Gestalt bestimmter „Urhorden-Phänomene“ (Polygamie, Kinderehe, Geldmacht) aufgefaßt – Phänomene, denen wir oft auch im Rahmen der islamischen Standard-Ehe begegnen.

Offensichtlich ist es eben diese Reproduktion der Verhältnisse in der Urhorde der sich die Gesellschaft verweigert, indem sie die Institution der Zeitehe ablehnt (resp. die islamische Standard-Ehe, sofern sie auch in ihr jenen „Urhorden-Phänomenen“ begegnet).

Die Ablehnung der Zeitehe scheint allerdings eine spezifische emotionale Qualität zu besitzen - eine andere als jene, die unter (den genannten) Umständen auch der islamischen Standard-Ehe entgegenschlägt.

wird fortgesetzt

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