Die Existenz
hunderttausender Kinderehen, das aus dem sozialen und dem Altersunterschied
resultierende Machtgefälle sowie die (zumindest gesetzlich vorhandene)
Möglichkeit der Polygamie – alles das erscheint als Reinszenierung der Position
des Urvaters. Der Verknüpfung von Lust und Herrschaft in der Urhorde.
Polygamie
und die durch Geld und dem oft extremen Altersunterschied vermittelte
Machtposition des Ehemanns sind natürlich nicht nur für die Zeitehe charakteristisch, sondern
häufig auch für die (iranische Version der) islamischen Standard-Ehe. Auch wenn
im Iran die Polygamie vorwiegend im Rahmen der Zeitehe, kaum mehr im Rahmen der
Standard-Ehe praktiziert werden dürfte. Wie auch immer - solche Phänomene stoßen
in weiten Teilen der iranischen Gesellschaft auf Ablehnung, mögen sie im Rahmen
der Zeit- oder der Standard-Ehe vorkommen.
Offen bleibt
die oben gestellte Frage, warum dem
so ist. Warum die Menschen die Lust, die ihnen eine Institution wie die der Zeitehe
anbietet, ablehnen. Und warum sich, wie hinzugefügt werden muß, der Kreis der
„Verweigerer“ keineswegs auf den Kreis der Opfer dieser Institution beschränkt,
also nicht auf den Kreis der unmittelbar betroffenen Frauen.
Wir haben die
triebbefreiende Funktion der Zeitehe als Reproduktion der Position des Urvaters
in Gestalt bestimmter „Urhorden-Phänomene“ (Polygamie, Kinderehe, Geldmacht) aufgefaßt
– Phänomene, denen wir oft auch im
Rahmen der islamischen Standard-Ehe begegnen.
Offensichtlich
ist es eben diese Reproduktion der Verhältnisse in der Urhorde der sich die
Gesellschaft verweigert, indem sie die Institution der Zeitehe ablehnt (resp. die
islamische Standard-Ehe, sofern sie auch in ihr jenen „Urhorden-Phänomenen“
begegnet).
Die
Ablehnung der Zeitehe scheint allerdings eine spezifische emotionale Qualität
zu besitzen - eine andere als jene, die unter (den genannten) Umständen auch der
islamischen Standard-Ehe entgegenschlägt.
wird fortgesetzt
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen