Aber halt.
Haben wir nicht gesehen, daß das moderne, demokratisch gesinnte, den Islam
respektierende Subjekt bei genauerer Betrachtung nur an das Gute in der
Demokratie, in der Aufklärung und in der Moderne glaubt - keineswegs an das
Gute „im Islam“? Daß er „den Islam“ nur dann für gut hält, wenn der Islam seinerseits
seine „eigenen“ Werte als demokratisches, aufgeklärtes, modernes Subjekt
respektiert?
Sofern das
Respektieren des Islam ein Glaube ist, glauben
jene modernen Subjekte also lediglich,
an den Islam zu glauben.
Oder: Sie
wünschen es.
Das moderne, demokratisch gesinnte Subjekt, das den Islam respektieren will,
hat einen Glaubenswunsch: Den Wunsch, an das Gute im Islam glauben zu können – kann
es aber nicht, sofern es ein modernes, aufgeklärtes, demokratisch gesinntes
Subjekt bleiben will.
Die Situation
unseres modernen, den Islam respektierenden Subjekts erinnert an die absurde
Geschichte eines Mannes, der sich in finanzieller Not befindet - oder glaubt, sich
in einer solchen zu befinden. Und der einen vermeintlich reichen Onkel
aufsucht, im Glauben, der Onkel könne ihm Geld leihen, und ihn so aus der
Not retten. Aber es stellt sich heraus, daß der Onkel arm ist. Ärmer noch als der Neffe,
der am Ende, um seine Illusion zu retten, vom reichen, großzügigen Onkel
gerettet zu werden, seinem Onkel Geld schenkt - damit der Onkel wiederum ihm
Geld leihen kann ...
Der Aspekt des
(vermeintlichen) Mangels des Neffen in dieser absurden Parabel bringt uns der Antwort
auf die Frage: „Wie kommt es, daß sich als aufgeklärt empfindende Zeitgenossen,
sich ihrem eigenen Denken gegenüber so unaufgeklärt
zeigen?“ ein Stück näher.
Wir behaupten:
Der Glaubenswunsch jener modernen, den Islam respektierenden Subjekte, ihr dringender
Wunsch, an das Vorhandensein von Reichtum und Fülle im Islam zu glauben, resultiert
aus einem Gefühl des Mangels, anders gesagt, aus einem Unbehagen in der „eigenen
Kultur“.
„Unbehagen in der
‚eigenen’ Kultur“ können wir auch
durch „Unbehagen an der Zivilisation“, „an der Moderne“ und: „am Kapitalismus“
ersetzen bzw. ergänzen.
Unbehagen an der Zivilisation, an der Moderne oder am Kapitalismus als Motive hinter dem Wunsch, an das Gute/die Fülle/den Reichtum im
Islam glauben zu wollen, konfrontiert
uns aber mit einer weiteren Absurdität: Als Gegenentwurf gegen Zivilisation, Moderne
oder Kapitalismus kommt der Islam nicht in Frage. Zum einen sind Gesellschaften
mit islamischer Bevölkerungsmehrheit natürlich nicht „unzivilisiert“. Zum
anderen sind sie weder von der Moderne verschont geblieben - noch vom Kapitalismus.
Im Gegenteil.
wird fortgesetzt
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