Astarte |
In der Geschichte des Judentums etwa wird eine polytheistische Phase von einer Phase der Monolatrie nach
dem babylonischen Exil unterschieden. Dem Monotheismus im strengen Sinn
begegnen wir im Alten Testament erst relativ spät (1).
Der
idealtypische monolatrische Jude jener Zeit „glaubte“
also beispielsweise an die syrisch-levantinische
Liebesgöttin Astarte, sofern er ihre
Existenz nicht bestritt. Sofern er sie jedoch – im Unterschied zu Jahwe – nicht
für verehrungswürdig und für „gut“ hielt, glaubte er nicht an sie. Glauben heißt
hier: Jemanden oder etwas für verehrungswürdig
- und für gut halten.
Daß Glauben „Für-gut-halten“
bedeuten kann, ist uns auch aus profaneren Zusammenhängen bekannt. Wenn etwa ein
Fußballtrainer seinem Team zuruft: „Ich glaube an Euch!“, will er den
Mitgliedern des Teams nicht etwa versichern, daß es sie auch tatsächlich gibt, er signalisiert
ihnen vielmehr, daß er sie für gut hält, daß er glaubt, sie hätten das Zeug
dazu, das Spiel zu gewinnen u.ä.m.
Glauben im
Sinne von „jemanden für gut halten“ ist aber gleichbedeutend mit: „jemanden respektieren“ - im Sinne von jemanden wertschätzen/ihm
Ehrerbietung erweisen.
So bedeutete etwa
im monolatrischen Judentum des Alten Testaments an Jahwe zu glauben in allererster
Linie, daß man ihn (im Unterschied zu einer Reihe anderer, eigener und fremder
Götter) zu respektieren hatte.
Der Respekt den
(post)moderne Subjekte dem Islam entgegenbringen ist also auch in diesem
zweiten - „monolatrischen“ - Sinn ein
Glaube.
Während der idealtypische
monolatrische Jude an die Existenz der Astarte glaubte, ihr zugleich aber den
Glauben im Sinne des Respektierens verweigerte
(Respekt - im Sinne von Ehrerbietung und Wertschätzung - brachte er einzig Jahwe entgegen), glaubt das
(post)moderne Subjekt, das „den Islam“ respektiert, – umgekehrt - nicht an die „Existenz Allahs“ (2), weil
er möglicherweise an überhaupt keinen
Gott glaubt. Auch glaubt er nicht daran, daß Mohammad der Gesandte dieses nicht
existenten Gottes sei, auch nicht an die Paradies-Jungfrauen der islamischen
Jenseitsvorstellung etc. etc. Andererseits glaubt
er, im Sinne des Respektierens, sehr wohl an den Islam: Hält er ihn doch für ein (zumindest im Kern) „gutes Objekt“, dem Wertschätzung - und Ehre gebührt.
Aber halt! Haben
wir nicht gesehen, daß das durch jenen Journalisten repräsentierte, postmoderne,
den Islam respektierende Subjekt bei genauer Betrachtung nur an das Gute in der
Demokratie/ in der Aufklärung/ in der Moderne glaubt, keineswegs an das Gute im
Islam? Daß er „den Islam“ nur sofern und nur dann für gut hält, wenn dieser seinerseits
an Demokratie, Aufklärung, Moderne glaubt?
wird fortgesetzt
(1) Wenn es
etwa bei Jesaja (45,5) heißt: „Ich bin der Herr und sonst niemand; außer mir
gibt es keinen Gott. “
(2) „Allah“ ist das arabische Wort für Gott, das
auch von arabischen Christen verwendet wird. „ ... glaubt zwar nicht an die
Existenz Allahs ...“ bezieht sich auf die weit verbreitete Vorstellung, Allah sei „der Gott der Moslems“.
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