Der Großmufti von Jerusalem bei den bosnischen Freiwillige er Waffen-SS |
Zurück zu The Zionist Story, dem Film, der mich zum ersten Mal
mit jener Unfähigkeit meines Vorstellungsvermögens konfrontierte.
The Zionist Story - aber das
begriff ich erst später - ist ein krass einseitiges, antizionistisches Filmpamphlet,
in dem etwa der für die Frühphase des arabisch-jüdischen Konflikts
maßgeblichste arabische Führer, Haj Amin al-Hussaini, nicht einmal
erwähnt wird. Hussaini war Großmufti von Jerusalem – und prominenter
Nationalsozialist. Während der ersten Hälfte der vierziger Jahre residierte der
„arabische Freund des Führers“ in einer Villa in Berlin-Zehlendorf, und spielte
eine wichtige Rolle bei der Rekrutierung und Indoktrinierung von islamischen
Wehrmachts- und Waffen-SS-Einheiten. 1943 verhinderte er den Austausch von 4000
jüdischen Kindern gegen deutsche Gefangene. Die Kinder wurden in deutsche
Konzentrationslager gebracht und ermordet. „Tötet die Juden, wo immer ihr sie
findet, denn das ist im Sinne Gottes, der Geschichte und der Religion“, war
sein im März 1944 über Radio Berlin verbreitetes Motto.
Überhaupt ist der Holocaust dem Regisseur von The Zionist Story gerade
einmal eine filmische Fußnote wert.
Dennoch gab mir The Zionist Story den Anstoß, mich mit den
Ereignissen zwischen 1947 und 1949, zwischen der Verabschiedung des
UN-Teilungsplans für Palästina und dem Ende des ersten israelisch-arabischen
Krieges, zu beschäftigen. Ereignisse, die hunderttausende Palästinenser zu
Flüchtlingen machten.
Was ich bis dahin über jene Ereignisse zu wissen glaubte, ist schnell
zusammengefaßt: Die Palästinenser hatten der über Radiosender verbreiteten
Aufforderung der arabischen Staaten, die 1948 Israel überfallen hatten, Folge
geleistet, und im Glauben auf eine baldige triumphale Rückkehr, ihre Heimatorte
verlassen.
The Zionist Story konfrontierte mich mit einer völlig
anderen Version der Geschichte. Ich war verwirrt und verunsichert,
und begann mich mich mit anderen, seriöseren Quellen auseinanderzusetzen. Mit
überraschenden Resultaten:
- Erskine Childers, ein irischer BBC-Korrespondent, konnte
bereits 1961 nachweisen, daß es nicht nur keine über arabische
Sender verbreitete Aufrufe an die Palästinenser gab, ihre Heimatorte zu verlassen.
Arabische Sender hatten die Palästinenser, ganz im Gegenteil, aufgefordert,
durchzuhalten und zu bleiben.
- Ich erfuhr von Plan Dalet, dem Plan D der Haganah, des
paramilitärischen Vorgängers der israelischen Armee. Plan D, so das
traditionelle israelische Narrativ, sollte den - laut UN-Teilungsplan -
jüdischen Teil Palästinas und - in Erwartung eines arabischen Angriffs - die
Außengrenzen des jüdischen Staates sichern.
Für arabische Autoren und die Mehrzahl der sogenannten „neuen
israelischen Historiker“ hingegen hatte Plan D die (mehr oder minder)
systematische Vertreibung des Großteils der Palästinenser zum Ziel. Daß Plan D
zum Zweck der Verteidigung erdacht und umgesetzt worden sei, wird von diesen
Autoren ebenfalls bestritten, denn am Ende sei Israel, neben der Sicherung des
- laut UN-Plan - jüdischen Teils Palästinas, auch die Eroberung von 60% des
arabischen Territoriums gelungen.
- Vertreibung impliziert Gewalt. Ich mußte zur Kenntnis nehmen, daß die
Vertreibungen von Massakern begleitet waren. Und daß das Massaker von Deir
Yassin, bei dem Paramilitärs der extremistischen Irgun und Lehi
über 100 arabische Zivilisten ermordeten, das bekannteste, offenbar aber nicht
das einizige seiner Art war.
Ben Morris, der „zionistischste“ unter den oft als
Postzionisten bezeichneten, neuen Historikern, der die Vertreibung der Palästinenser
als Resultat "of a national conflict and a war launched by the Arabs
themselves" sieht, schreibt hierzu:
„The tendency of military commanders to 'nudge' Palestinians' flight
increased as the war went on. Jewish atrocities - far more widespread than the
old histories have let on – {also contributed to the exodus} {...} there were
massacres of Arabs at Ad Dawayima, Eilaboun, Jish, Safsaf, Majd al Darum
Hule (in Lebanon), Saliha and Sasa, besides Deir Yassin and Lydia and other places ...“
wird fortgesetzt
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