Montag, 25. Februar 2019

Zizek in Teheran (176)


Was hat jetzt die Lachepidemie in Tansania mit den Demonstrationen dieser Mutterkultanhänger in Teheran zu tun?
Einige Tage fortgesetzter Beobachtung dieser Vorgänge genügten, um eine völlige Veränderung der Willensrichtung in mir herbeizuführen. Nunmehr wurde mir unzweifelhaft bewußt,

daß die Weltordnung, die Entmannung gebieterisch verlange,

mochte sie mir persönlich zusagen oder nicht und daß mir daher aus Vernunftgründen gar nichts Anderes übrig bleibe,

als mich mit dem Gedanken der Verwandlung in ein Weib zu befreunden.

Als weitere Folge der Entmannung konnte natürlich nur

die Befruchtung durch Göttliche Strahlen zum Zwecke der Erschaffung neuer Menschen in Betracht kommen.

Als ich die Passage aufsagte
Wirkte er
Angespannt
Wie gesagt
Und erregt
Versuchte aber
An sich zu halten
Und seine Anspannung zu verbergen.

Sein Blick war ein forschender
Schien aber
Wie
Später
Der Blick jenes jungen
Modisch gekleideten
Mannes
In dem feinen Haus
In jener unfeinen Gasse
Sich selbst zu beforschen scheinen wird
Sich selbst zu beforschen.

Seine Anspannung
In Verbindung mit seinem Bemühen
An sich zu halten
Und die Anspannung zu verbergen
Hielt lange
Nachdem ich mit dem Aufsagen fertig war
An
Dann
Schien er
Auf einmal entspannt:
Ja
Sagte er
Das ist es.
Wir werden sie entmannen.

Vergib mir LeserIn.
Ich muß wieder springen
Ich weiß
Ich springe zu oft
Und bleibe immer was schuldig
Du weißt
Zum Beispiel
Noch nicht
Was der Danesch
Und die Mittwochsrunde
Und ich
Mit der Veranstaltung
In dem feinen Haus
In jener unfeinen Gasse
(Und mit anderen, ähnlichen Veranstaltungen in anderen mehr oder weniger feinen Häusern, die ich im Auftrag des Danesch supervidieren mußte)
Zu tun haben könnten.

Aber Gemach
Ich werde meine Schulden
Begleichen
Jetzt springe ich aber
Ich kann nicht anders

Das kann man nicht wissenschaftlich erklären, sagt die sonore männliche Stimme, sonst könnte man auch die Himmelfahrt des Propheten ...
Papperlapapp!, sagt die Stimme der Frau

Ist es die Stimme der Homa?
Glaub eher nicht.

Papperlapapp!, sagt die souveräne weibliche Stimme, die eher nicht die Stimme der Homa sein wird, wir sind Online-Redakteure. Und keine Theologen. Der Chef will, daß wir das schreiben und basta.

Homa
Studentin der Publizistik
An der Freien Universität Teheran
Spielt der Mittwochsrunde
Wieder einmal
Eine Audioaufnahme vor
Der Audiorekorder ist als Handkonsole eines Computerspiels getarnt
So daß die Kellnerin der Cafeteria
Den Rekorder als Nintendo oder Gameboy oder wie immer das heißt
Wahrnehmen müßte
Wenn sich die Kellnerin
Dem Tisch nähert
Schaltet Homa
Auf Computerspielgeräusche um.
Bin ich froh, daß ich keine Kinder hab
Ich meine im Nintendo-Alter
Oder Gameboy-Alter
Oder Wie-immer-das-heißt-Alter
Narges will ebenfalls kein Kind.
Bei trüber Stimmung
Vermute ich
Natürlich
Daß sie
Nur mit mir
Kein Kind haben will.

Homa ist unsere V-Person in der Online-Redaktion der Website des
ZTF
Des Zweiten Teheraner Fernsehens
Oder steht mit unserer V-Person dort
In Verbindung
Über manche Details unserer Operationen
Läßt Danesch
Uns
Andere Mitglieder der Mittwochsrunde
Bewußt im Dunkeln
Was ich aufgrund meiner Geheimdienst-Expertise
Für vernünftig halte.

Schon okay, sagt die sonore Stimme des Mannes, aber was hat jetzt die Lachepidemie des Jahres 1962 in Tansania mit den Demonstrationen dieser ... wie nennst du sie?
Mutterkult-Anhänger.
Mit den Demonstrationen dieser Mutterkultanhänger in Teheran zu tun?, fragt die Stimme des Mannes.
Weil eben die Lachepidemie in Tansanien, sagt die souveräne weibliche Stimme, wissenschaftlich erforscht worden ist. Soll heißen: Diese Mutterkultepidemie ist nix mystisches. Oder gar göttliches. Genauso wie für die Lachepidemie in Tansania wird sich auch für die Mutterkultepidemie in Teheran eine wissenschaftliche Erklärung finden.

Die Lachepidemie in Tansania
Oder wie die weibliche Stimme
Unserer V-Person
In der Online-Redaktion
Sagte
Tansanien
Brach am 30. Januar 1962 aus
Kurz nach der Unabhängigkeit des Landes
Von den Briten.

Ich zitiere besser das Internet, LeserIn
Daß du nicht glaubst
Ich täte so
Als hätte ich mir das Wissen
Über diese Lachepidemie
Wie die GrazerIn gesagt haben würde
Aus den Fingern gezuzelt.

On 30 January 1962, a girls’ school in Kashasha, twenty-five miles outside of Bukoba on the coast of Lake Viktoria in the state of Tanganyika (presentday Tanzania), was suddenly afflicted with a bizarre case of spontaneous laughter. Three girls began laughing and couldn’t stop. Stranger still, the laughter spread throughout the school and eventualy into surrounding villages. The laughter lasted on average seven days and sometimes as long as six months. By the time the epidemic ended, 14 schools had to be shut down and 1000 peple were infected.

Tests at the time found no traces of toxic substances or food poisoning that could have caused the disease. A virus is unlikely, since it was widespread without clear transmission by individuals and sometimes reoccuring within the same community after it had already stopped. While many causes can be ruled out, and we should be clear that we still aren’t sure what caused it (and never can be), it is likely that the people of Tanganyika suffered from mass psychogenic illness.

[...]

According to linguist Christian F. Hempelmann, social and cultural changes are currently the best guess for the reason behind the uncontrollable laughter that afflicted schools in northwest Tanganyika.

[...]

Mass psychogenic illness has a long and strange history throughout the world. Many cases of mass psychogenic illness followed periods of extreme hardship. One of the most well-known and well-documented cases was Strasbourg’s Dancing Plague f 1618 and on the dacncing plagues that afflicted Europe in the 16th century. The Strasbourg region had experienced famine, plague, and extreme cold in the years before 1518.

Wenn wir aber, sagt die sonore männliche Stimme, diese
Mutterkult-Exzesse mit der Lachepidemie in Tansania vergleichen und sagen: „mass psychogenic illness followed periods of extreme hardship“, wäre das doch ... ein Schuß ins Knie. Oder? Wollen wir suggerieren, daß uns die Islamische Republik eine Periode der extreme hardship beschert hat?
Das wollen wir, sagt die souveräne weibliche Stimme unserer V-Person in der Online-Redaktion des Zweiten Teheraner Fernsehens, wir sind Reformer. Schon vergessen? Wir müssen die Probleme eingestehen. Ja, beim Eingestehen der Probleme die Opposition übertreffen, sagt der Chef. Den UserInnen aber klarmachen, daß ein regime change die Situation noch viel schlimmer machen würde.
Noch schlimmer?, sagt die sonore männliche Stimme, als jetzt?
Klar, sagt die souveräne weibliche Stimme, schau doch nach Damaskus oder Bagdad oder Jemen.
Dort sind es aber unsere islamisch-republikanischen Truppen, die ...
Pscht, sagt die souveräne weibliche Stimme, wir sind Reformer, aber alles was recht ist!

Die Argumentationen der Reformer unter den Machthabern
Der Islamischen Republik
Sind
Von besonderer Teheranischer Raffinesse
Sagt der Danesch.

Indem sie zugeben
Daß die Revolution
Der sie ihre Macht verdanken
Jene Katastrophe war
Die sie war
Verwandeln sie den Geburtsfehler ihrer Islamischen Republik
In das stärkste Argument für ihr Überleben:
Seids deppert?
Rufen sie den Teheranern zu
Ihr wollts einen regime change?
Schauts welche
Scheiße
Wir euch mit der ersten Revolution beschert haben
Und jetzt wollts im Ernst eine zweite?

wird fortgesetzt

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