Mittwoch, 20. August 2014

Zizek in Teheran (79)


Malaria

Ich durchschreite, den Polizistinnen folgend, die Glastür, rechts hinten. Wir marschieren, die Snack öffnet eine Tür nach der anderen. Wie ausgestorben das Amt wirkt. Und dunkel (um nicht düster zu sagen). Irgendwann befinde ich mich nicht mehr hinter den beiden, parallel nebeneinander marschierenden Beamtinnen der Geheimpolizei. Jenen beiden, die mich hierher geführt haben, Du weißt schon. Tagelang waren sie auf ihren Posten postiert, auf der Post. Meiner harrend. Wie die Teheraner Anhänger des Messias Seiner. Irgendwann befinde ich mich nicht mehr hinter den beiden Beamtinnen der Geheimpolizei. Sondern unmittelbar hinter der - sehr erotischen - Snack.

Am Ende öffnet die Snack eine Tür ohne Schild. Und bedeutet mir ...

Ich weiß, LeserIn. Wortspiel. Sie bedeutet mir, mit jedem Schritt (den ich hinter ihr her schreite - nämlich unmittelbar hinter ihr) mehr. Aber lenk nicht ab. Wir wollten doch - Literatur. Denk an die Gefahr. Ich meine der – Pornographie. Noch sind wir weit davon entfernt. Währet den Anfängen. Amen.

Am Ende öffnet die Snack eine Tür. Und bedeutet mir. Draußen zu warten.

Was ich tue. Hinter mir keine zwei Beamtinnen mehr. Nur die Snack. Hinter der Tür. Und ich. Warte. Aber jetzt. Geht die Tür auf. Und heraus tritt die Snack – mit einem alles überstrahelnden, die Dunkelheit einer jeden Polizeiambulanz zertrümmernden Lächeln.

Erinnerst Du Dich an

Strahler 80?

Nein? Zu jung?

Strahlerküsse schmecken besser
Strahlerküsse schmecken gut

Jetzt bedeutet mir die Snack einzutreten. Sie selbst wartet draußen.

Ich sagte, die Gänge, die ich, den Polizistinnen folgend, durchschritten habe, seien dunkel gewesen. Sie sind nicht dunkel gewesen, sondern halb-. Dunkel ist es jetzt erst. Ich stolpere und stoße gegen etwas. Es stellt sich als noch eine Türe heraus, die auf meinen Stoß hin aufgeht.

Neonlicht.

Erinnert mich an - kennst Du Malaria? Den Film (Österreich 1982, Drehbuch, Regie und Produktion Niki List)?

Das Zimmer, das ich betrete, d.h. daß ich zögere und in der Tür stehen bleibe, erinnert mich – abgesehen vom Neonlicht, das mich an Malaria erinnert - an das Schlafzimmer meiner Mutter. Im Graz. Der 80er. Mit Blick auf den Schloßberg.

Zwischen einem Doppelbett mit gewölbten, weißen, immens großen Bettdecken, die ausschauen, Frau Holle, schau oba, wie Wolken - zwischen dem Doppelbett und einem niedrigen Schreibtisch - oder ist es eine Kommode? -, auf dem ein Faltspiegel steht, es handelt sich also, mit anderen Worten, um einen Schminktisch, sitzt auf einem Hocker

ein Mann.

wird fortgesetzt 

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