Lucas Cranach der Jüngere: Porträt Martin Luthers, 1555 |
„Beruf“ kommt von „Berufung“. Ein Begriff, den Luther aus der exklusiven Verknüpfung
mit Priesterschaft und Mönchtum löste, und auf alle Gläubigen ausweitete. Sein vom Konzept der „Berufung“ abgeleiteter Begriff von „Beruf“ basiert auf dem Gedanken
von
der religiösen Bedeutung der weltlichen Arbeit.
„Unbedingt neu“, schreibt Max Weber über Luthers Berufskonzeption, „war
jedenfalls [...] die Schätzung der Pflichterfüllung innerhalb der weltlichen Berufe als des höchsten
Inhalts, den die sittliche Selbstbetätigung [...] annehmen könne. Dies war es,
was die Vorstellung von der religiösen
Bedeutung der weltlichen Alltagsarbeit zur unvermeidlichen Folge hatte und
den Berufsbegriff in diesem Sinn erstmals erzeugte. Es kommt also in dem
Begriff ‚Beruf’ jenes Zentraldogma [...] zum Ausdruck, welches als das einzige
Mittel, Gott wohlgefällig zu leben, [...] die Erfüllung der innerweltlichen
Pflichten kennt, wie sie sich aus der Lebensstellung des einzelnen ergeben, die
dadurch eben sein ‚Beruf’ wird [Hervorhebungen von mir].“1
Wenn „Berufung“ bedeutet, daß jemand, einem „inneren Ruf“ folgend, sein
Leben einer Sache widmet, in dieser Sache also aufgeht, dann entspricht dies exakt dem heute weit verbreiteten
Anspruch, sich mit seiner Arbeit zu identifizieren, dem Wunsch, „sein Selbst“
in ihr zu „verwirklichen“.
In diesem Sinne sind mit ihrer Arbeit identifizierte Zeitgenossen
Berufene im Luther’schen Verständnis. Mit dem Unterschied aber, daß für sie der
Beruf kein Mittel ist, um gottgefällig zu leben – sondern Selbstzweck. Die
Arbeit als solche ist ihnen heilig.
Oder noch einmal anders: Mit ihrer Arbeit identifizierte Subjekte glauben an ihre Arbeit. Und beziehen aus
diesem ihren Glauben Selbstachtung.
wird fortgesetzt
1 Max Weber, Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus, München 2010, S. 97
wird fortgesetzt
1 Max Weber, Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus, München 2010, S. 97
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen