Die katastrophale
Situation von Gastarbeiter(innen) in Saudi-Arabien werden in den offiziellen
Medien der Islamischen Republik Iran, die mit dem Königreich um die regionale
Hegemonie rivalisiert, immer wieder scharf kritisiert. Getreu dem Bibelwort: „...
den Balken aber im eigenen Auge bemerkst Du nicht?“
„[Der] Iran“,
so die Jährliche Übersicht über
Verletzungen der Gewerkschaftsrechte des Internationalen Gewerkschaftsbunds
„ist eines jener Länder, in denen die Repression gegenüber der
Gewerkschaftstätigkeit am stärksten ist.“(1) Unabhängige
Gewerkschaften sind verboten. Streiks und Arbeiterproteste sind in der Islamischen
Republik dennoch an der Tagesordnung. Mit gutem Grund.
„‚Über
fünfzig Prozent der iranischen Arbeiter“, so der Leiter des iranischen Arbeiterverbands,
Fatollah Bayat, „[leben] unter der Armutsgrenze.’ Nach offiziellen Angaben gelten Menschen in der Hauptstadt mit einem
Einkommen unter 510 Euro pro Monat als arm. Die meisten Arbeiter in Teheran
verdienen jedoch umgerechnet nur 400 Euro pro Monat. Den Mindestlohn hat Irans
‚Oberster Rat für Arbeit’ auf nur 180 Euro festgelegt [...] Iranische
Internetportale berichten, viele Arbeiter hätten aufgrund des massiven finanziellen Drucks ihre Familien in
kleinere Städte geschickt und würden nun an einem kleinen Schlafplatz, direkt
an ihrem Arbeitsplatz, übernachten. Das soll dazu geführt haben, daß
Arbeitgeber ihre Angestellten immer mehr in Anspruch nehmen und ihnen häufig
Überstunden abverlangen.“ (2)
Trotz des erwähnten
Verbots kam es nach der islamischen Revolution immer wieder zur Gründung unabhängiger
Gewerkschaften. Besonderes - auch internationales - Aufsehen erregte 2005 die
Gründung der Gewerkschaft der Angestellten der Teheraner Busgesellschaft, die von
zahlreichen der über 17.000 Beschäftigten der Gesellschaft, offenbar wegen
ihrer Unzufriedenheit mit den miserablen Arbeitsbedingungen, aktiv unterstützt
wurde.
Nach einem Streikaufruf der Gewerkschafter im Januar 2006 wurden über tausend Personen - Angestellte der Busgesellschaft, aber auch einige ihrer Ehefrauen und Kinder - verhaftet, darunter die zwölfjährige Tochter eines Gewerkschaftsmitglieds, die geschlagen und brutal in einen Polizeibus geworfen wurde. Dreißig der Verhafteten wurden schwer verletzt.
Mansour
Osanloo, mittlerweile legendärer Führer der Teheraner Busgewerkschaft, war fünf
Jahre lang im berüchtigten Teheraner Evin-Gefängnis inhaftiert. Er schreibt: „I
was physically and psychologically tortured and threatened with rape. My
interrogators also often threatened to detain, torture and rape my wife and my
children. My son Puyesh was imprisoned and severely torturded. The authorities
expelled my other son, Sahesh, from his university. Intelligence agents
kidnapped Sahesh’s wife, Zoya, three times. She was beaten and threatened, and
during one of this episodes, she miscarried.“(3)
Wofür immer
die schiitische Islamische Republik Iran oder das sunnitisch-wahhabitische Königreich
Saudi-Arabien stehen mögen – „antikapitalistisch“ sind sie nicht. Sie
praktizieren, im Gegenteil, einen ungleich brutaleren Kapitalismus als jenen der
entwickelten kapitalistischen Gesellschaften des Westens.
wird fortgesetzt
(1)
http://archive-org-2013.com/org/i/2013-01-26_1239047_64/Pressemitteilungen-Naher-Osten/
(1)
http://archive-org-2013.com/org/i/2013-01-26_1239047_64/Pressemitteilungen-Naher-Osten/
(2) Massenentlassungen und
Zeitverträge: Zur Situation
iranischer Arbeiter, Iran Journal, 19.Mai 2012
(3) Mansour Osanloo, Reading Marx
in Teheran, The New York Times, 13. Juni 2013
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen